Laut Joachim Starbatty beinhalten die theoretischen Konzepte von John Maynard Keynes und Joseph Schumpeter entscheidende ordnungspolitische Weichenstellungen, die bis in die Gegenwart das wirtschaftliche Denken und Handeln prägen. John Maynard Keynes strebte mit seinem Buch „The General Theory of Employment, Interest, and Money (1936) einen ordnungspolitischen Umbruch an. Joachim Starbatty erklärt: „Waren die Ökonomen zuvor überwiegend der Meinung, dass kapitalistische Wirtschaftssysteme zwar krisengeschüttelt seien, aber doch über Anpassungsprozesse bei Preisen, Löhnen und Zinsen selbsttätig wieder zu einem Wachstumspfad zurückfänden, so wollte er nach der großen Depression in den dreißiger Jahren nachweisen, dass reife Volkswirtschaften – sich selbst überlassen – nicht mehr aus einem Wellental herausfänden; permanente Arbeitslosigkeit sei ihr Schicksal.“ Joachim Starbatty ist emeritierter Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Tübingen und Vorstandsvorsitzender der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft.
Staatliches Schuldenmachen soll die fehlende private Nachfrage ersetzen
Die zentralen Thesen von John Maynard Keynes waren, dass bei steigendem Einkommen relativ mehr gespart werde und fast noch wichtiger die Rendite zusätzlicher Investitionen säkular gesunken sei, weil die großen Erfindungen gemacht und ähnliche Innovationen nicht mehr zu erwarten seien. Daher sollte seiner Meinung nach staatliches Schuldenmachen die fehlende private Nachfrage ersetzen. Die Abstimmung zwischen Sparen und Investieren wollte John Maynard Keynes nicht unzähligen Einzelentscheidungen überlassen, sondern über politische Prozesse steuern.
Johne Maynard Keynes traute entsprechenden politischen Gremien hohes Sachwissen, Gefühl für die richtige Dosierung von Investitionen sowie die Bereitschaft zu sachgerechtem Handeln zu. Joachim Starbatty ergänzt: „Zwar sind Keynes` zentrale Annahmen nicht eingetroffen – so ist in den Vereinigten Staaten die Sparquote in den letzten Jahren sogar gesunken –, doch die Annahme, dass ohne massives staatliches Anschieben die Konjunktur nicht in Schwung komme, beherrscht das Denken nach wie vor.“
Die schöpferische Zerstörung setzt für innovative Unternehmer Ressourcen frei
Im Sinne von John Maynard Keynes sind nach dem realwirtschaftlichen Einbruch nach dem Jahr 2008 überall auf der Welt gigantische staatliche Konjunkturpakete geschnürt und damit die geldpolitischen Schleusen geöffnet worden. Für Joseph Schumpeter sind dagegen die Empfehlungen von John Maynard Keynes, die Staatsdefizite hochzufahren und Geld zu billigsten Zinsen zur Verfügung zu stellen, bloß das Überspielen nicht angepasster Wirtschaftsstrukturen. Seiner Meinung nach führen solche staatlichen Investitionsprogramme nicht aus einem Wellental heraus, sondern verschlimmern die Wirtschaftsmisere langfristig sogar.
Joseph Schumpeter setzt auf die schöpferische Zerstörung, die für innovative Unternehmer Ressourcen freisetzt und so die Wirtschaft über neue Erfindungen auf einen Expansionspfad führt. Joachim Starbatty fügt hinzu: Die ordnungspolitische Schlussfolgerung, die sich aus seiner „Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung“ für staatliches Handeln ziehen lässt, lautet, dass der Staat für einen wirtschaftlichen Handlungsrahmen zu sorgen hat, in dem dynamische Unternehmer auftreten und zum Wohl des eigenen Unternehmens und der Gesellschaft wirken können.
Von Hans Klumbies