Robert J. Shiller nennt einige Gründe für den Vertrauensimpuls

Dem Risikoimpuls steht ein nahezu entgegengesetzter Impuls der Konventionalität und der Vertrautheit gegenüber. Dieser kann viele Formen annehmen. Für Robert J. Shiller ist dabei vor allem jener Aspekt wichtig, dass er die Menschen dazu bringen kann, sich auf altmodische Finanzinstitute und überholte Wirtschaftsstrukturen zu stützen. Robert J. Shiller schreibt: „So abstrakt Finanzkonzepte sind, so schwer sind sie für die meisten Menschen zu verstehen. Sie befürchten, von anderen manipuliert oder betrogen zu werden, die mit diesen Konzepten besser vertraut sind.“ Dennoch erkennen die meisten Menschen sofort, dass finanzielle Vorkehrungen für ihr langfristiges Wohlergehen enorm wichtig sind, sei es privat oder für den nachhaltigen Erfolg im Beruf. Robert J. Shiller lehrt Wirtschaftswissenschaften an der Yale University und zählt zu den einflussreichsten Vordenkern in der globalen Wirtschaft. Seit Jahren wird er als einer der Topanwärter für den Wirtschaftsnobelpreis gehandelt.

Viele Menschen halten Experimente mit Neuem grundsätzlich für gefährlich

Daher rührt laut Robert J. Shiller die Tendenz, wie ein Sklave an traditionellen Finanzformen festzuhalten, bewährte Institute zu kopieren und sich oft dabei nach dem äußeren Anschein zu richten. Robert J. Shiller erklärt, dass solche Formen sogar als ein Element des Gerechtigkeitssystems angesehen werden. Das menschliche Gehirn assoziiert in einem solchen Fall traditionelle Finanzarrangements mit unveräußerlichen Menschenrechten. Einer der Gründe für den Impuls zum Konventionellen und Vertrauten ist allerdings auch nur die reine Gewohnheit.

Ein weiterer Grund für diesen Vertrautheitsimpuls ist die Sorge um die Liquidität. Die Menschen lassen die Finger von unkonventionellen Finanzinstrumenten, weil sie fürchten, diese nicht ohne weiteres verkaufen zu können, weil sie anderen Investoren nicht vertraut sind. Eine weitere Ursache ist die weit verbreitete menschliche Einstellung, Experimente mit Neuem grundsätzlich für gefährlich zu halten, weil sich die damit verbundenen Probleme und Risiken erst im Lauf der Zeit herauskristallisieren.

Der Fortschritt im Finanzwesen geht quälend langsam voran

Aus welchem Grund auch immer, Konventionalität ist für Robert J. Shiller ein maßgeblicher Faktor, der der Anwendung von Finanzprinzipien auf die Entwicklung neuer Finanzinstitute entgegensteht. Er schreibt: „Die Modernisierung des Finanzwesens ist ein schleppender Prozess und der Spielraum für Finanzinnovationen gering.“ Oft werden bedeutende neue Finanzideen nur von einem Bruchteil der Bevölkerung angenommen. Der Fortschritt im Finanzwesen kann quälend langsam erscheinen.

Noch heute interessieren sich die wenigsten Menschen zum Beispiel für festverzinsliche Anlagen, die an einen Inflationsindex gekoppelt sind, von komplexeren Investmentformen ganz zu schweigen, die auf ihre spezifischen Risiken zugeschnitten und auf die effektive Verteilung dieser Risiken auf mehrere Schultern verteilt sind. Robert J. Shiller stellt fest, dass die meisten Menschen offenbar mit der bewährten und wahrhaftigen Finanztechnik auskommen möchten, die schon ihre Großeltern einsetzten.

Von Hans Klumbies

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