Der Klimawandel bedroht massiv die menschliche Zivilisation

Manche Staaten halten sich noch immer in der Klimapolitik zurück, obwohl die meisten Länder inzwischen zugeben, dass es den von Menschen mit seinem Ausstoß von Treibhausgasen verursachten Klimawandel gibt. Dieser wird in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts erhebliche Auswirkungen auf die menschliche Zivilisation haben. Laut Ottmar Edenhofer befinden sich die Staaten allerdings in einem tragischen Dilemma. Sie haben die Wahl zwischen den gefährlichen Folgen des Klimawandels und den riskanten Auswirkungen der Reduktion von Emissionen. Außerdem muss man sich klarmachen, dass die Nutzung von fossilen Energieträgern in der Vergangenheit mit der Beseitigung von Armut und dem Erreichen von Wohlstand einherging. Ottmar Edenhofer ist Chefökonom und stellvertretender Direktor am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, einer der Vorsitzenden der Arbeitsgruppe III des Weltklimarats und Lehrstuhlinhaber für die Ökonomie des Klimawandels an der Technischen Universität Berlin.

Die Entwicklungsländer fürchten den Verzicht fossiler Energieträger

Die Reduktion von Emissionen birgt für Ottmar Edenhofer die Gefahr, Wohlstandswachstum zu verhindern. Er erklärt: „Die Furcht der Entwicklungs- und Schwellenländer, bei einem Verzicht auf die Nutzung von fossilen Energieträgern auch auf ihre wirtschaftliche Weiterentwicklung zu verzichten, ist groß.“ Deswegen fordern diese Länder mehr Zeit für ihr Wirtschaftswachstum, wollen anschließen aber ebenfalls ihre Emissionen  reduzieren. Das hört sich gut an, birgt aber ein Problem: Die Menschheit hat diese Zeit nicht mehr.

Die allermeisten Staaten haben inzwischen erkannt, dass es für die überwiegende Mehrheit von ihnen vorteilhaft wäre, wenn sie bei der Bekämpfung des Klimawandels zusammenarbeiten würden. Aber selbst wenn sie sich auf einen globalen Klimavertrag einigen könnten, gäbe es laut Ottmar Edenhofer einen großen Anreiz, sich als Trittbrettfahrer zu verhalten. Das heißt, die Regierungen, die diesen Weg einschlagen, beteiligen sich nicht an den Kosten des Klimaschutzes, genießen aber dennoch dessen langfristige Vorteile.

Die Menschheit darf nicht allein auf den Erfolg internationaler Klimaverhandlungen hoffen

Ottmar Edenhofer weist auf das Paradox internationaler Kooperation hin, das folgendermaßen lautet: „Je notwendiger internationale Vereinbarungen sind, desto unwahrscheinlicher ist es, dass sie auch zustande kommen.“ Um doch noch zu einem internationalen Abkommen zum Schutz des Klimas zu gelangen, rät Ottmar Edenhofer verschiedene Verhandlungsthemen zu bündeln. Dabei würde dann nicht allein über das Problem des Klimawandels oder der Reduktion von Emissionen verhandelt, sondern beispielsweise auch über einen privilegierten Zugang zu innovativen Technologien.

Die Menschheit darf laut Ottmar Edenhofer nicht allein auf den Erfolg internationaler Klimaverhandlungen hoffen. Das Denken in Entweder-oder-Kategorien muss seiner Meinung nach überwunden werden. Ottmar Edenhofer erläutert: „Wenn es nur die Bewegung von oben nach unten gibt, laufen die Verhandlungen ins Leere, weil sie nicht umgesetzt werden. Und wenn man nur von unten nach oben arbeitet, dann bleibt die Handlung blind, orientierungslos und ineffektiv.“ Ein Verständnis von Freiheit, das die Güter der Gemeinschaft zerstört und Zusammenarbeit als Zwang begreift, schränkt die Möglichkeiten von Freiheit drastisch ein.

Von Hans Klumbies