Mohamed El-Erian hält Europa für ein gefährliches Pulverfass

Mohamed El-Erian, Chef des weltgrößten Anleiheninvestors Pimco, traut sich noch, Geld seiner Kunden in europäische Staatsanleihen anzulegen. Aber Pimco investiert nur dann, wenn zwei entscheidende Vorbedingungen erfüllt sind. Erstens müssen die Schuldenkennziffern eines Landes in Ordnung sein und zweitens sollte auch das Niveau der Rendite stimmen. Mohamed El-Erian gibt zu, dass die Anlagemöglichkeiten in Europa derzeit beschränkt sind. Er sagt: „Innerhalb des Euroraumes bringen wir nur noch einigen Ländern wie Deutschland, Österreich und Finnland uneingeschränktes Vertrauen entgegen.“ Zudem hält er norwegische und schwedische Staatsanleihen für hochsolide. Ganz anders sieht es laut Mohamed El-Erian in Südeuropa aus. Anleihen aus Griechenland und Portugal sind für ihn zu riskant, in italienische Staatspapiere investiert Pimco noch, wenn auch nicht im großen Stil.

Die Anleihenkäufe der Europäischen Zentralbank sollen Reformen erleichtern

Mohamed El-Erian hält die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) unbegrenzt die Anleihen schwacher Euroländer aufzukaufen für absolut richtig, auch wenn EZB-Präsident Mario Draghi in Deutschland dafür hart kritisiert worden ist. Der Pimco-Vorstandschef  fordert allerdings von Europa sehr darauf zu achten, dass die EZB-Hilfen nicht dazu führen, dass die südeuropäischen Länder in ihren Reformanstrengungen nachlassen. Mohamed El-Erian fügt hinzu: „Die Anleihenkäufe sollen schließlich Reformen erleichtern, nicht ersetzen. Das aber ist ein ganz schmaler Grat.“

Für das Drama um Griechenland sieht Mohamed El-Erian nur zwei Lösungen. Entweder zahlen die Mitglieder des Euroraums, allen voran Deutschland, noch viele Jahre für Griechenland oder sie lassen das Land aus dem Euroraum ausscheiden. Mohamed El-Erian ergänzt: „Je länger man aber die Entscheidung hinausschiebt, umso teurer wird es. Und umso gravierender werden die Marktturbulenzen sein, falls Griechenland den Euroraum am Ende doch verlassen sollte, weil die Bevölkerung den Sparkurs nicht mehr mitträgt.“

An den Finanzmärkten läuft die größte Wette aller Zeiten

Von der Politik fordert Mohamed El-Erian endlich Farbe zu bekennen, da es nicht sein kann, dass sie sich heraushält und darauf hofft, dass die Notenbank die Probleme der Eurozone lösen wird. Schon heute fluten die Zentralbanken auf der ganzen Welt die Märkte mit Geld. Überall versuchen sie laut Mohamed El-Erian den Job der Politiker zu übernehmen und Krisen zu bewältigen. Seiner Meinung nach ist das allerdings die größte Wette, die je an den Finanzmärkten abgeschlossen wurde, wobei völlig unklar ist, ob sie aufgehen wird.

Diese Entwicklung macht Mohamed El-Erian Angst. Er sagt: „Wir leben in einer Welt massiv überdehnter Bilanzen.“ Wenn diese gewaltige Finanzwette nicht aufgeht, können die Folgen verheerend sein. Der nächsten Generation wird es dann schlechter gehen als der jetzigen, da das Wachstum niedrig, die Arbeitslosigkeit hoch, die Inflation steigend wäre. Mohamed El-Erian fügt hinzu: „Es gäbe zwar keine Hyperinflation, aber Sparen würde sich nicht mehr lohnen. All das droht uns, wenn die Zentralbanken die Wette verlieren.“

Von Hans Klumbies