T. S. Eliot ist das Vorbild für die lyrische Avantgarde

T. S. Eliot verkörpert auf dem Gebiet der Dichtung wie kein anderer Autor des 20. Jahrhunderts die lyrische Avantgarde. Seinen unsterblichen Ruhm begründete sein epochales Gedicht „Das wüste Land“. Er hat darin wie kein anderer Dichter die existentielle Krise der Moderne und deren möglichen Überwindung geschildert. T. S. Eliot schildert in seinem Hauptwerk den Geist seiner Zeit, der sich in der Trostlosigkeit der Großstadt manifestiert. „Das wüste Land“ wird zum Symbol für die Orientierungslosigkeit und einer Sprach- und Sinnkrise nach dem ersten Weltkrieg. Das Gedicht beginnt mit folgenden Zeilen:

“APRIL is the cruellest month, breeding
Lilacs out of the dead land, mixing
Memory and desire, stirring
Dull roots with spring rain.”

Das Langgedicht „Das wüste Land“

Als Theoretiker der Dichtung etablierte T. S. Eliot unter anderem eine Poetik der Entpersönlichung, die danach strebte, gerade im Bereich der Lyrik von der Persönlichkeit des Dichters abzulenken und den Prozess des Schreibens sowie den poetischen Text und die literarischen Traditionen, denen er entstammt, in den Vordergrund zu stellen.

T. S. Eliot ging sogar soweit zu fordern, dass der Dichter seine persönliche Individualität beim Dichten auslöschen müsse. Er selbst hat seine Forderung genial in seinem Poem „Das wüste Land“ umgesetzt. In dem fünfteiligen Langgedicht tritt das lyrische Ich völlig hinter die literarische Tradition zurück. „Das wüste Land“ behandelt sowohl den Verlust des Sinns als auch dessen Wiedergeburt.

Die „Vier Quartette“

Die Leitidee ist dabei die Umkehr und die Erlösung durch den Tod, ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch das Langgedicht zieht. Die zentrale Figur des Poems ist die des blinden Sehers Tiresias aus der griechischen Antike, der bei ihm sowohl als Mann als auch als Frau auftritt. Ein weiteres bedeutendes Werk, das T. S. Eliot schuf, sind die „Vier Quartette“, die der Dichter selbst in der literarischen Bedeutung noch über „Das wüste Land“ stellte.

Die Hauptthemen in dem Gedichtszyklus sind Sein und Zeit, Bewusstsein und Raum, die von einer allgegenwärtigen Religiosität durchdrungen sind. Er verbindet darin Kunst, Religion, Schönheit und Wahrheit in der Tradition der klassischen romantischen Meister.

Kurzbiographie: T. S. Eliot

Thomas Stearns Eliot wurde 1888 in St. Louis geboren. Im Jahr 1927 nahm der Dichter, der von 1915 an in London lebte, die englische Staatsbürgerschaft an. T. S. Eliot war Zeit seines Lebens Kosmopolit, studierte als junger Dichter in Harvard, an der Sorbonne in Frankreich, in Marburg in Deutschland und in Oxford in England und war fasziniert von Dante, Gottfried Wilhelm Leibniz und der englischen philosophischen Tradition und dem Buddhismus.

In London lernte er Ezra Pound kennen, der sein literarisches Talent erkannte und ihn förderte. Von 1920 an wurde T. S. Eliot zu einem der einflussreichsten Theoretiker der Dichtung, das er bis zu seinem Tod bleiben sollte. 1948 wurde T. S. Eliot der Literaturnobelpreis für seine bemerkenswerten Leistungen als Bahnbrecher in der Poesie verliehen.

Von Hans Klumbies