An Platons Akadamie studierten die größten Denker der Antike

Platon starb im Mai 347 im Alter von 80 Jahren. Für Hellmut Flashar markiert dieses Ereignis einen Einschnitt von enormer geistesgeschichtlicher Bedeutung. Denn Platon hatte vier Jahrzehnte die Geschicke der Akademie in Athen geprägt. Eigentlich wollte er ursprünglich nur ein paar Jahre dort bleiben, um seine Erziehung abzurunden. Die Akademie hat sich allerdings immer mehr zu seinem Lebensmittelpunkt entwickelt. Hellmut Flashar schreibt: „Die Akademie war im Laufe der Zeit zu einem Zentrum der bedeutendsten Denker und auch Wissenschaftler geworden. In der Akademie wurden bahnbrechende Entdeckungen vor allem auf dem Gebiet der Mathematik und der Astronomie gefördert und gewonnnen.“ Hellmut Flashar lehrte bis zu seiner Emeritierung als Klassischer Philologe an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Zu seinen bekanntesten Werken zählen „Inszenierung der Antike. Das griechische Drama auf der Bühne. Von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart“ und „Sophokles. Dichter im demokratischen Athen“.

Aristoteles war der wohl schärfste Kritiker Platons

In dieser Situation verlässt Aristoteles Athen. Hellmut Flashar hält es für ein signifikantes Fehlurteil der älteren Forschung den Grund dafür in der Enttäuschung darüber zu sehen, dass er nicht zum Nachfolger Platons bestimmt wurde. Platon konnte nämlich gar nicht anders als seinem nächsten Verwandten und vor allem einem Athener, der allein kraft seines vollen Bürgerrechtes in Athen Eigentum an Grund und Boden besitzen durfte, die Immobilien auf dem Gelände der Akademie und damit die Schule zu vererben.

Obwohl Platons Neffe Speusipp die Akademie erbte, schließt das für Hellmut Flashar nicht aus, dass Platon in Aristoteles den größeren philosophischen Denker gesehen hat. Allerdings war Aristoteles auch der schwierigste Schüler Platons. Hellmut Flashar behauptet, es sei evident, dass Aristoteles der wohl schärfste Kritiker Platons war, ihm aber als Person mit Ehrfurcht begegnete. In einem Gedicht schreibt Aristoteles über Platon folgendes: „Der hat als erster, wenn nicht als einziger Sterblicher deutlich gezeigt, durch sein eigenes Leben und in den Wegen seines Denkens, dass ein Mensch gut und glücklich zugleich werden kann.“

Platon hatte in Übereinstimmung von Leben und Denken ein Ideal verwirklicht

Aristoteles wollte mit dem Lobgedicht die einzigartige Größe Platons zum Ausdruck bringen. Denn Platon hatte in der völligen Übereinstimmung von Leben und Denken ein kaum mehr zu übertreffendes Ideal verwirklicht. Der Weggang aus Athen war laut Hellmut Flashar also nicht der Ausdruck eines Bruchs mit Platon, sondern in allererster Linie der aufgeheizten Stimmung in Athen gegen Makedonien geschuldet. Hier konnte sich Aristoteles nicht mehr sicher fühlen, zumal ihm die schützende Hand Platons fehlte.

Aristoteles reiste zu dem Fürsten Hermias von Atarneus nach Assos an der kleinasiatische Küste und es spricht für Hellmut Flashar einiges dafür, dass Platon diese Flucht vorbereitet hatte. Er schreibt: „Denn kurz vor Platons Tod verließen drei weitere Platonschüler – alle Nicht-Athener – die Akademie in Richtung Kleinasien, nämlich Xenokrates und die langjährigen Platonschüler Erastos und Koriskos, zwei Brüder, die aus dem kleinasiatischen Skepsis stammten.“

Von Hans Klumbies