Gabriel García Márquez erhält 1982 den Literaturnobelpreis

Der kolumbianische Schriftsteller Gabriel García Márquez war ein Erfinder von Mythen und Revolutionär der Weltliteratur. Als er 1967 sein Buch „Hundert Jahre Einsamkeit“ veröffentlichte, sorgte er für eine Sensation. Denn er schrieb damit den großen neuen Roman des Verfalls einer Familie. Der Diktatorenroman „Der Herbst des Patriarchen“ erschien 1975. Mit der „Chronik eines angekündigten Todes“ lieferte Gabriel García Márquez 1981 eine klassisch strenge Novelle. Die amouröse Geschichte seiner Eltern erzählte er in dem Buch „Die Liebe in den Zeiten der Cholera“, das 1985 erschien. Ganz nebenbei blieb der Jahrhundertschriftsteller ein ausgezeichneter Journalist, der sich in seiner Schreibschule im kolumbianischen Cartagena de Indias für den Nachwuchs einsetzte. Am vergangenen Donnerstag ist der Literaturnobelpreisträger in Mexiko-Stadt im Alter von siebenundachtzig Jahren gestorben.

Gabriel García Márquez rehabilitiert die Phantastik und das Wunderbare

Gabriel García Márquez entwickelte in seinen Büchern eine ganz eigene Art des Erzählens: Unbekümmert und zupackend, aber mit allen Zutaten der Moderne versehen, betörend, aber nicht naiv, hellhörig im sozialen Bereich, immer geradeheraus und mit einem gewaltigen Vertrauen in die Kraft der Geschichten ausgestattet. Als gängiger Begriff für seine Schreibweise hat sich die Bezeichnung „Magischer Realismus“ durchgesetzt. Schriftsteller wie Norman Mailer oder Graham Greene beglückwünschten ihn zum Literaturnobelpreis, den er 1982 zugesprochen erhielt.

Doch nicht nur die Kollegen würdigten seine Bücher, auch das Volk liebt Gabriel García Márquez. Sein literarischer Werdegang ist ohne seine Vorbilder Franz Kafka und William Faulkner nicht vorstellbar. In seinen Werken rehabilitierte er die Phantastik und das Wunderbare und schuf damit neue Mythen. Gabriel García Márquez suchte auch immer die Nähe zur politischen Macht. Er liebte ihre Aura, ihren Glanz, ihr Geheimnis, zu denen auch Einsamkeit und Verfolgungswahn der Mächtigen gehören. Seinen Einfluss auf den kubanischen Staatschef Fidel Castro machte er geltend, indem er sich für die Freilassung verfolgter Autoren einsetzte.

„Hundert Jahre Einsamkeit“ wird als Bibel Südamerikas bezeichnet

Sein Roman „Hundert Jahre Einsamkeit“ ist wahrscheinlich das einflussreichste Buch in spanischer Sprache gleich nach dem „Don Quijote“. Nach Meinung zahlreicher Schriftsteller und Kritiker teilt er die spanische Literatur in ein Davor und ein Danach ein. Um den schnellen Erfolg des Meisterwerkes haben sich namhafte Persönlichkeiten wie zum Beispiel Luis Buñuel verdient gemacht. Carlos Fuentes fand eine knappe und eingängige Formulierung für den grandiosen Roman: „Das ist von jetzt an die Bibel Südamerikas.“

„Hundert Jahre Einsamkeit“ war bei seinem Erscheinen der Einbruch der Phantasie in eine von der soziologischen und politischen Sprache geprägten Literatur. In dem Roman war eine phantastische Welt entstanden, die sich allerdings keineswegs als unpolitisch präsentierte, sich vielmehr als Vorbereitung von Revolutionen in den verschiedensten Bereichen verstand. Populär wurde „Hundert Jahre Einsamkeit“ vor allem am Anfang durch Mundpropaganda. Über diesen Roman von Gabriel García Márquez wurde in manchen Ländern schon viel geredet, obwohl das Buch dort noch gar nicht erschienen, oft nicht einmal übersetzt war. Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung

Von Hans Klumbies