Die Freiheit ist ein wundersames Ding. Die meisten Menschen sehnen sich danach, schätzen sie als höchstes Gut. Gleichzeitig aber erschreckt sie viele zu Tode. Weil aus ihr auch Schuld resultiert. Reinhard K. Sprenger schaut sich beispielsweise an, wie in modernen Gesellschaften Verbrechen reflektiert werden: „Der Bildungsbürger führt sie auf die Gräuel desolater Familienverhältnisse, auf seelische Defekte und soziale Missstände zurück. Da müsse man ja geradezu zwangsläufig kriminell werden!“ So werden die Dinge allerdings ins Gegenteil verkehrt – aus Tätern werden Opfer. Sie sind von vornherein unmündige Personen; ihr Rechtsbruch insofern verstehbar, ein Unfall. Der Unhold gehört dann in die Gesellschaft der Kranken, Armen und Ausgestoßenen, denen fürsorglich und therapeutisch zu begegnen ist. Reinhard K. Sprenger ist promovierter Philosoph und gilt als einer der profiliertesten Managementberater und Führungsexperte Deutschlands.
Verbrechen werden entkriminalisiert
Ähnlich wie Krankheit heute kaum mehr der körperlichen Verfassung und der individuellen Lebensführung zugeschrieben wird, sondern dem Stress, dem Leistungsdruck oder anderen bösen Mächten, so werden Verbrechen entkriminalisiert. Reinhard K. Sprenger bringt es auf den Punkt: „Die Verhältnisse sind schuld, nicht der Verbrecher.“ Der Zweck dieser Umwidmung ist offensichtlich: Freiheit, Verantwortung und Schuld sollen ausgelöscht werden. Indem man das Böse zur seelischen Entgleisung verniedlicht und den Täter zum gestrauchelten Mitmenschen inmitten widriger Umstände verharmlost, ist letztlich niemand mehr für die Tat dingfest zu machen.
Für die Gesellschaft hat der Verweis auf die „Verhältnisse“ katastrophale Folgen: Indem man Täter zu Opfern einer biografischen Fehlentwicklung umtauft, lädt man dazu ein, sich selbst als Opfer zu fühlen. Gerade die Menschen in Deutschland sollten nie vergessen: Niemals macht der Diktator die Verhältnisse; immer machen die Verhältnisse den Diktator. Wer wirklich ein Problem lösen, beziehungsweise handeln will, muss die eingefahrene Denkschiene verlassen. Arbeitslosigkeit zum Beispiel ist immer auch das Ergebnis eigenen Handelns oder Nicht-Handelns.
Ein Neubeginn ist nur aus eigener Kraft möglich
Wer andere für seine Arbeitslosigkeit verantwortlich macht, wird immer arbeitslos bleiben! Reinhard K. Sprenger will damit nicht die Vergangenheit beschuldigen, sondern für die Zukunft ermutigen. Es ist einfach praktisch, so zu denken. Wer die Verantwortung für seine Arbeitslosigkeit nicht übernimmt, übernimmt sie auch nicht für den Neubeginn. Dann vertrauen diese Menschen den Politikern oder Unternehmern mehr als sich selbst. Reinhard K. Sprenger betont: „Dann – und nur dann – haben Sie ein echtes Problem.“
Wer seine Arbeitslosigkeit überwinden will, braucht Macht über sein Leben. Die Kraft für den Neuanfang bekommt man nur, indem man nichts von anderen erwartet. Nichts vom Staat. Nichts vom Zufall. Nichts von äußeren Mächten. Indem man alles von sich selbst erwartet. Reinhard K. Sprenger behauptet nicht, dass das leicht ist. Aber er hat gesagt: „Sie haben die Wahl. Übrigens: Wenn Sie als Angestellter in einer Firma arbeiten, haben Sie auch die Möglichkeit mitgewählt, Ihren Chef zu feuern.“ Bei einer Kündigung stellt sich oft ein Gefühl der Befreiung ein. Quelle: „Die Entscheidung liegt bei dir!“ von Reinhard K. Sprenger
Von Hans Klumbies