Larry Summers warnt vor einer weltweiten säkularen Stagnation

Der amerikanische Starökonom Larry Summers war schon Finanzminister der USA, Chefberater von Präsident Barack Obama, Chefökonom der Weltbank und Präsident der Harvard-Universität. Bei einer Veranstaltung des Internationalen Währungsfonds (IWF) im November 2013 verblüffte er die Zuhörer mit der These, Amerika sei in eine Phase der säkularen Stagnation eingetreten. Der Aufschwung, der in den USA nach der Finanzkrise einsetzte, ist seiner Meinung nach ungewöhnlich schwach ausgefallen. Und diese Wachstumsschwäche hatte schon vor der eigentlichen Krise eingesetzt. Deshalb ist sie laut Larry Summers von säkularer Natur und kann nur mit außergewöhnlichen Maßnahmen bekämpft werden. Das gilt nicht nur für die USA, sondern auch für Japan und Europa. Seitdem wirbt Larry Summers weltweit für seine Theorie. So behauptet er unter anderem, dass die aggressive Geldpolitik der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed) unwirksam ist, wenn nicht gar schädlich.

Eine Nachfragelücke kann nur der Staat mit Ausgabenprogrammen schließen

Larry Summers fordert dagegen neue kreditfinanzierte Ausgabenprogramme. Schon im Jahr 1938 behauptete der Harvard-Ökonom Alvin Hansen (1887 – 1975), die USA würden unter einer säkularen Stagnation leiden. Weil der technische Fortschritt und das Bevölkerungswachstum nachließen, pendelt sich seiner Meinung nach die Wirtschaft auf ein permanentes Gleichgewicht bei Unterbeschäftigung ein. Diese Nachfragelücke kann nur der Staat schließen, und zwar mit teuren und schuldenfinanzierten Ausgabenprogrammen.

Alvin Hansen entwickelte diese Theorie, weil es Präsident Franklin D. Roosevelt, trotz aller Reformen, auch fünf Jahre nach der Weltwirtschaftskrise nicht gelungen war, für Vollbeschäftigung zu sorgen. Im Januar 1938 lag die Arbeitslosenquote in Amerika bei 17,4 Prozent. Alvin Hansen zählte vor allem deswegen zu den einflussreichsten amerikanischen Ökonomen des 20. Jahrhunderts, weil er die Ideen von John Maynard Keynes in den USA populär machte, wodurch der Keynesianismus zur beherrschenden Wirtschaftsrichtung der damaligen Zeit wurde.

Die Wachstumsraten erholten sich nach dem Jahr 2000 nur unzureichend

Die Gegenwart ist für Larry Summers immer noch geprägt von den Nachwirkungen der Krise, die im Jahr 2008 begann, und gemessen an den meisten Daten wie Bruttoinlandsprodukt, Industrieproduktion, Beschäftigung und Welthandel, schlimmer war als die von 1929 und 1930. Larry Summers weist darauf hin, dass trotz der Abermilliarden Dollar, die die Fed in die Wirtschaft pumpte, der Anteil der Amerikaner, die einen Job haben, heute nicht höher als 2009 ist, als die Krise ihren Höhepunkt erreicht hatte.

Begonnen hat laut Larry Summers die weltweite Wachstumsschwäche um das Jahr 2000, als die erste Internet-Blase platzte. Die danach folgende Rezession war zwar vergleichsweise milde, dennoch erholten sich die Wachstumsraten nur unzureichend. Der Starökonom stellt einige Vermutungen über die Ursachen an. Er glaubt, dass die Arbeitsproduktivität nicht mehr so schnell wächst, wie bis vor kurzem vermutet und sich der Wohlstand in den Industrieländern auf immer weniger Reiche konzentriert. Larry Summers erläutert: „Unsere Wirtschaft wird nicht durch einen Mangel an Angebot, sondern durch einen Mangel an Nachfrage zurückgehalten.“ Quelle: Süddeutsche Zeitung

Von Hans Klumbies

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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