Heiner Flassbeck fordert eine neue Marktwirtschaft

Heiner Flassbeck stellt in seinem neuen Buch „Die Marktwirtschaft des 21. Jahrhunderts“ die These auf, dass ein neues Wirtschaftswunder machbar ist, wenn man die vier großen Aufgabengebiete Finanzen, Handel, die soziale sowie die ökologische Absicherung erfolgreich miteinander verbindet. Gleichzeitig fordert der Autor eine radikale Reform der Parteiendemokratie und des Lobbyismus. Die Marktwirtschaft hat nur dann eine Zukunft, wenn sie in ein System verwandelt wird, das nicht dazu da ist, einigen Wenigen Reichtum zu ermöglichen, sondern ganz im Gegenteil allen Bürgern eine systematische Chance auf die Verbesserung ihrer Lebensumstände gibt. Heiner Flassbeck arbeitet seit dem Jahr 2000 bei den Vereinten Nationen in Genf und ist dort als Direktor zuständig für die Division Entwicklung und Globalisierung.

Die Marktwirtschaft für das 21. Jahrhundert muss neu erfunden werden

Der Autor hat sein Buch in drei größere Abschnitte gegliedert. Im ersten Abschnitt erklärt er die großen Krisen wie beispielsweise die Klima- und die Schuldenkrise. Im zweiten Teil geht es darum, dass die Ökonomen niemals die richtigen Antworten finden. Im dritten Abschnitt stellt er die angemessen Lösungsansätze auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts vor. Im kurzen Schlusskapitel tritt Heiner Flassbeck für eine neue nationale und internationale Politik ein.

Heiner Flassbeck glaubt, dass die diversen Krisen, durch die die globalisierte Wirtschaft geht, eine gemeinsame Wurzel haben. Für ihn ist es die Unfähigkeit der Ökonomen, die Welt angemessen zu deuten. Man kann die Welt nicht verstehen, wenn man nur ökonomische Standardwerke kennt. Der Autor tritt dafür ein, die Marktwirtschaft für das 21. Jahrhundert neu zu erfinden. Dabei muss ein integraler Bestandteil der neuen Marktwirtschaft, die Fähigkeit der Nationen sein, harmonisch miteinander umzugehen.

Der Staat muss die zentralen Preise selbst festlegen

Laut Heiner Flassbeck entwickelt sich eine Marktwirtschaft nicht von allein in die richtige Richtung und schon gar nicht mit dem richtigen Tempo. Er schreibt: „Zentrale Preise wie Zinsen, Wechselkurse und die Preise für umweltrelevante Güter müssen vom Staat beziehungsweise von den Staaten in Kooperation festgelegt werden.“ Es könnte dadurch ein System entstehen, in dem der Markt nur noch die Minderheit darstellt, was aber nicht schaden würde.

Die Hoffnung auf den Rückzug des Staates, an Steuersenkungen, Deregulierung und Privatisierung sind für Heiner Flassbeck ein naiver Irrglaube. Auch der Glaube an den ewigen Exportüberschuss eines Landes gegenüber anderen Nationen ist nicht länger haltbar. Die gigantischen globalen Ungleichgewichte und die Krise der Europäischen Währungsunion sind Warnsignale ersten Ranges.

Die Investoren mehren den Wohlstand der Bürger

Heiner Flassbeck stellt klar, dass es nicht die Finanzmärkte sind, die zum Wohlstand der Bürger beitragen und es ist auch nicht die Flexibilisierung der Arbeitsmärkte, die Vollbeschäftigung herstellt. Er schreibt: „Es sind vielmehr hoch motivierte Investoren in Sachkapital und Arbeitskräfte, die mit guten Ideen den Wohlstand mehren.“

Heiner Flassbeck ist ein hervorragendes Buch gelungen, das in jedem Rathaus und jeder Behörde vorhanden sein sollte. Da es sehr verständlich geschrieben ist, ist es auch für jeden Leser, der sich nur etwas für Wirtschaft interessiert, sehr zu empfehlen.

Die Marktwirtschaft des 21. Jahrhunderts
Heiner Flassbeck
Verlag: Westend
Gebundene Ausgabe: 241 Seiten, Auflage: 2010
ISBN: 978-3-938060-54-4, 22,95 Euro

Von Hans Klumbies

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