Versöhnungen gehören zu einer Partnerschaft

Angemessen mit dem Partner zu kommunizieren, ist nicht immer leicht. Trotz Bemühungen kann das Gespräch entgleiten, werden die Regeln für eine angemessene Kommunikation nicht beachtet. Dazu zählen: Keine Vorwürfe oder Du-Botschaften, sondern Ich-Botschaften, keine Verallgemeinerungen, sondern konkrete Situationen und Verhaltensweisen beschreiben, Gefühlsausdruck etc. Denn dann verhärtet sich die Kommunikation wie gewohnt und das Gespräch eskaliert. Die häufige Folge davon sind emotionale Verletzungen. Guy Bodenmann erklärt: „Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn Ihre Bestrebungen nicht in jedem Fall Früchte tragen. Es ist ein Erfolg, wenn Sie in der Mehrzahl der Gespräche konstruktiv kommunizieren.“ Wenn es nicht gelingt, ist es allerdings wichtig, dass die Partner den Schaden zu einem späteren Zeitpunkt wiedergutmachen. Guy Bodenmann ist Professor für Klinische Psychologie an der Universität Zürich.

Ehrlichkeit ist bei der Entschuldigung das oberste Prinzip

In einer Partnerschaft sind Versöhnung und Entschuldigungen extrem wichtig. Man darf sich nicht zu gut sein, Fehler einzugestehen, ungerechtes Handeln einzusehen und sich beim Partner zu entschuldigen. Man sollte das Gespräch suchen und sagen, dass einem sein Verhalten leidtut und man den Partner nicht verletzen oder kränken wollte. Ehrlichkeit ist dabei das oberste Prinzip. Falsche oder halbherzige Entschuldigungen oder defensives Verhalten wie Entschuldigungen bei gleichzeitigen Vorwürfen oder Gegenattacken sind hier völlig fehl am Platz.

Man sollte sich allerdings erst entschuldigen, wenn man dazu bereit ist, wenn man sein Fehlverhalten eingesehen und die Auswirkungen auf den Partner realisiert hat. Das Gespräch mit dem Partner ist erst sinnvoll, wenn man ruhig und gefasst ist. Guy Bodenmann nennt den Grund: „Ansonsten ist die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Entgleisung vorprogrammiert. Entschuldigungen oder Versöhnungshandlungen können vielfältig aussehen und neben der verbalen Form auch nonverbal sein. Rein nonverbale Versöhnungshandlungen wie zum Beispiel Blumen schenken genügen jedoch meist nicht.

Entschuldigungen erfordern Selbstöffnung und Selbstkritik

Obwohl verbale Entschuldigungen schwierig sind, kommt man in einer Partnerschaft nicht herum. Auszusprechen, sich falsch verhalten zu haben und dies zu bereuen, fällt vielen Menschen scher, erfordert mehr Selbstöffnung und Selbstkritik. Dieser Schritt ist allerdings nötig, um die verletzten Gefühle des Partners zu reparieren. Geschieht das nicht, ist der Grundstein für die nächsten Probleme in der Kommunikation schon gelegt. Guy Bodenmann erläutert: „Die Partner verschließen sich voreinander, werden einander fremd. Beugen Sie dieser Entwicklung durch Versöhnung vor.“

Obgleich die Kommunikation nie nur aufgrund eines Partners, sondern immer im Wechselspiel zwischen beiden destruktiv oder konstruktiv verläuft, kann es sein, dass vom Partner der erste Schritt zur Versöhnung kommen sollte. Man sollte in diesem Fall versuchen, ihm oder ihr dies zu erleichtern. Man sollte sich offen und für ein neues Gespräch bereit zeigen. Kontraproduktiv wäre es, sich zu verschließen, produktiv dagegen ist es, Gesprächsbereitschaft zu signalisieren. Doch es sollte nicht zur Gewohnheit werden, dass man immer selbst die Initiative ergreift. Quelle: „Bevor der Stress uns scheidet“ von Guy Bodenmann

Von Hans Klumbies