In Deutschland herrscht ein Klima der Angst

Im Zuge von Terror und Gewalt werden zunehmend immer mehr Menschen von ihren Ängsten beherrscht. Der Traumapsychologe und Experte für Krisenintervention Dr. Georg Pieper zeigt in seinem Buch „Die neuen Ängste“, was sie auslöst, welche Wirkung sie haben und vor allem, welche Gegenstrategien man als Einzelner oder Gesellschaft gegen die neuen Ängste entwickeln kann. Besonders treffen die neuen Ängste vor dem Terror, den Folgen der gewaltigen Migrationsbewegungen und vor politischem Extremismus vor allem Menschen, die ohnehin schon ängstlich sind. Zusammen mit den Sorgen um die Zukunft, der Furcht vor dem sozialen Abstieg, entsteht eine gefährliche Mischung aus Bedrohung, Lähmung und Stress. Wir alle müssen zwar lernen, die Unsicherheit als unvermeidlichen Teil der Gegenwart zu akzeptieren, doch trotzdem kann man seine Ängste besiegen und dabei persönliche Stärke gewinnen.

Die Angst vor dem Terror rangiert an erster Stelle

Nach den Beobachtungen von Georg Pieper kann man inzwischen von einem Klima der Angst in Deutschland sprechen: „Seit es 2015 in Europa die ersten islamistisch motivierten Anschläge gab und ab Ende August dann Hunderttausende Flüchtlinge aus Syrien und andern muslimisch geprägten Ländern zu uns kamen, ist das Unsicherheitsgefühl vieler Menschen in Deutschland immens gewachsen.“ Die Angst vor dem Terror rangiert dabei an erster Stelle. Nach der Einschätzung von Georg Pieper lügt sich jeder, der behauptet, überhaupt keine Angst zu haben, selbst etwas in die Tasche.

Es ist hilfreich, sich klar zu machen, dass Angst nicht immer etwas Schlechtes ist, das man überwinden muss. Angst schützt vor Gefahren und davor, Dinge zu tun, die einem schaden könnten. Die Psychologie unterscheidet zwischen „state anxiety“, Angst als Zustand, und „trait anxiety“, Angst als Eigenschaft. Die Zustandsangst ist eine vorübergehende emotionale Reaktion auf eine reale Gefahr. Angst als Eigenschaft hingegen führt dazu, dass man Situationen auch ohne akute Bedrohung als gefährlich einschätzt.

Jeder kann sich für die freiheitlichen Werte einsetzen

Aus psychologischer Sicht empfiehlt Georg Pieper, sich folgende Haltung zu eigen zu machen: „Ich tue alles dafür, dass ich sicher leben kann, aber es kann trotzdem etwas passieren.“ In ständiger Angst vor möglichem Unheil zu leben ist genauso schädlich, wie sich im Gegensatz dazu einzureden, dass einem selbst nichts passieren kann. Jeder kann selbst genug tun, um sich sicher zu fühlen. Der erste Schritt dazu ist, ruhig und mit kühlem Kopf zu analysieren, wo wirkliche Gefahren lauern und wo man Irrtümern und Fehleinschätzungen aussitzt.

Die Demokratie in Deutschland kann in diesen unruhigen und gefährlichen Zeiten nur bestehen, wenn sie von Menschen getragen und verteidigt wird, die überzeugt von den freiheitlichen Werten sind und die sich standhaft für ihre permanente Verbesserung einsetzen. Georg Pieper möchte gerade in diesen Zeiten ein Vorbild sein, indem er sich nicht von den politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen einschüchtern lässt. Er möchte unbeugsam bleiben und über zeugt zu den Werten stehen, die von den Verfassungsvätern im Grundgesetz niedergeschrieben wurden. Jeder kann diese überzeugte Standhaftigkeit zeigen und wie Georg Pieper handeln.

Die neuen Ängste
Und wie wir sie besiegen können
Georg Pieper
Verlag: Knaus
Gebundene Ausgabe: 255 Seiten, Auflage: 2017
ISBN: 978-3-8135-0768-3, 19,99 Euro

Von Hans Klumbies