Rolf Dobelli zieht das rationale Denken der Intuition vor

Rolf Dobelli, dessen Buch „Die Kunst des klaren Denkens“ seit Monaten die Bestsellerlisten anführt, gibt zu, dass auch er wie jeder andere Mensch auch, schon viele Fehler in seinem Leben gemacht hat. Der größte Fehler seines Lebens war, in St. Gallen Betriebswirtschaft zu studieren, da es da nämlich nicht viel zu studieren gibt. Rolf Dobelli sagt: „Entweder hat man es im Blut, oder man lernt es in der Praxis. Ich langweilte mich. Sie sehen dort 20-jährige Jungen mit Krawatte herumstolzieren. Ein fürchterliches Bild.“ Sein Studium hatte damals nichts mit Denken zu tun, es war eher ein Wiederkäuen von belanglosen Metaphern, was Wirtschaft ist. Ein Thema, das Rolf Dobelli in der Gegenwart extrem interessiert, ist die Frage, ob es so etwas wie eine vernünftige Ethik gibt. Sein neues Buch heißt „Die Kunst des klugen Handelns“ und ist beim Hanser Verlag erschienen.  

Der Vater aller Denkfehler ist der Bestätigungsirrtum

Auch Rolf Dobelli träumt den uralten Traum der Menschheit, die Moral von der reinen Ebene der Gefühle zu trennen und ihr so etwas wie einen stabilen, logischen, aber auch empirischen Boden zur Verfügung zu stellen. Er gibt allerdings zu, dass sich an dieser Aufgabe schon berühmte Philosophen wie Aristoteles, David Hume, Immanuel Kant und John Rawls die Zähne ausgebissen haben. In seinen Texten verbindet Rolf Dobelli Erkenntnisse aus der Psychologie und Ökonomie mit Anekdoten, um seine Leser vor Denkfallen zu warnen.

Den häufigsten Fehler, sozusagen den Vater aller Denkfehler sieht Rolf Dobelli in dem „Bestätigungsirrtum.“ Er erklärt: „Wir alle haben Lieblingstheorien im Kopf – über den Euro, den Sinn des Lebens oder unseren Nachbarn. Unser Hirn filtert Informationen systematisch aus, die diesen Lieblingstheorien widersprechen. Das ist gefährlich.“ Rolf Dobelli begann sich mit Denkfehlern zu beschäftigen, um das Vermögen, das er mit seiner unternehmerischen und literarischen Tätigkeit angehäuft hatte, nicht leichtfertig zu verspielen.

Das rationale Denken ist anstrengend und braucht einen starken Willen

Das Wissen um die Denkfehler machte Rolf Dobelli ruhiger und besonnener, da er seine eigenen Denkfallen jetzt frühzeitig erkannte und sie abwenden konnte, bevor sie großen Schaden angerichtet hatten. Aber das Finanzsystem versteht der Schriftsteller trotzdem nicht. Viele Menschen verstehen seiner Meinung nach die Wirtschaft nicht mehr, da das menschliche Gehirn nicht dafür gemacht ist, das Finanzsystem vollständig zu erfassen. Rolf Dobelli sagt: „Unser Gehirn ist da, um möglichst viele eigene Gene in die nächste Generation zu katapultieren.“

Rolf Dobelli plädiert in seinen Büchern für das rationale Denken, da die Intuition nur in denjenigen Bereichen gut ist, in denen ein Mensch sehr viel Übung hat oder für die die Menschheit in einer jahrtausendelangen Entwicklung ein Gespür bekommen hat. Rolf Dobelli fügt hinzu: „In anderen Bereichen ist Intuition nur eine Ausrede dafür, nicht die Kraft aufzubringen, logisch zu denken. Rationales Denken braucht viel mehr Glukose, es ist anstrengend, es braucht einen starken Willen.“

Von Hans Klumbies

 

 

 

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