Karl-Heinz Paqué stellt sich den Kritikern des Wachstum, in seinem Buch „Wachstum! Die Zukunft des globalen Kapitalismus“, vehement entgegen. Für ihn ist Wirtschaftswachstum der einzige Weg, um im Weltmaßstab die großen Ziele der Menschheit zu erreichen. Und in Deutschland und Europa ist das Wachstum nach Meinung des Autors die einzige Möglichkeit, die hohe Lebensqualität und soziale Sicherheit zu garantieren. Kurz: Wirtschaft ohne Wachstum ist für Karl-Heinz Paqué undenkbar. Denn die drängenden ökologischen und sozialen Probleme sind nur durch Wachstum zu lösen. Karl-Heinz Paqué ist Professor für Volkswirtschaftslehre. Seit 1996 lehrt er Internationale Wirtschaft an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Von 2002 bis 2006 war er Finanzminister in Sachsen-Anhalt.
Wachstum mehrt das Wissen
Wenn die Wirtschaft wächst, wächst laut Karl-Heinz Paqué auch das Wissen der Menschen. Dieses Wissen ist in den Waren und Dienstleistungen enthalten, die rund um den Globus gehandelt werden. Ein großes Verdienst des Autors ist es, dass er das Buch weitgehend vom ökonomischen Fachjargon freigehalten hat. Die breite Öffentlichkeit soll seine Texte verstehen. Karl-Heinz Paqué führt seine Leser durch die Geschichte, die Wissenschaft und Politik des globalen Wachstums. Ergänzt werden die Kapitel durch fünfundzwanzig zweiseitige Beiträge, die Einzelthemen behandeln.
Karl-Heinz Paqué hat sein Buch in fünf große Kapitel gegliedert: Kräfte des Wachstums, Grenzen des Wachstums, Risiken der Finanzmärkte, Wandel des Sozialstaates sowie Zukunft des Kapitalismus. Gleich zu Beginn des Buches, in dem der Autor die weltweite Industrialisierung erklärt, geht er auf die merkwürdige Forderung des Verzichts auf Wachstum ein. Er schreibt: „Sie bedeutet nämlich den Verzicht von neuem Wissen in eine qualitativ bessere und vielfältiger Produktwelt, und zwar privatwirtschaftlich und gemeinnützig. Wollen wir das wirklich?
Die meisten Menschen wünschen sich Wachstum
Im dritten Kapitel erklärt Karl-Heinz Paqué die Risiken der Finanzmärkte und wehrt sich unter anderem gegen die Forderung nach Finanzmarktsteuern, die er für einen grundsätzlichen Denkfehler hält. Für ihn ist nicht der Handel mit Vermögenswerten an sich böse, sondern nur die Folgen extremer Wertschwankungen auf die Gesamtwirtschaft. Um diese zu vermeiden, plädiert der Autor für eine stabilitätsorentierte Steuerung der Wirtschaft. Eine generelle Verteuerung der Börsentätigkeit oder des internationalen Kapitalverkehrs ist für ihn völlig kontraproduktiv.
Karl-Heinz Paqué ist fest davon überzeugt, dass die meisten Menschen der führenden Industrienationen nicht auf einem Lebensstandard leben möchten, wie er vor zweihundert oder dreihundert Jahren Usus war. Sie möchten auch nicht mit den Chinesen oder Indern im Bezug auf den Lebensstandard tauschen. Trotzdem wünschen sie diesen Menschen, dass sie in der Zukunft einen Lebensstandard erreichen, den die Mitglieder der Industriestaaten schon heute genießen. Der Autor beschließt sein Buch mit folgenden Worten: „Kurzum: Wir wünschen Wachstum, nicht Stillstand oder gar Schrumpfung. Und das ist menschlich. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.“
Wachstum!
Die Zukunft des globalen Kapitalismus
Karl-Heinz Paqué
Verlag: Hanser
Gebundene Ausgabe: 280 Seiten, Auflage: 2010
ISBN: 978-3-446-42350-3, 19,90 Euro
Von Hans Klumbies