Das Grundgesetz hält Deutschland zusammen

Das Grundgesetz Deutschlands ist eine großartige Errungenschaft, auf welche die Deutschen stolz sein können. Hier sind die Werte festgeschrieben, auf das Land zusammenhalten. Georg Pieper erläutert: „Sie garantieren, dass jeder sagen kann, was er denkt; lieben kann, wen er will; glauben kann, an wen oder was er mag; sein Leben gestalten kann, wie es seinen Vorstellungen entspricht.“ Sich dazu zu bekennen ist nicht nur eine Voraussetzung für den gesellschaftlichen Frieden, sondern kann noch dazu dem Einzelnen sehr viel Stärke geben. Das ist für Georg Pieper einer der wichtigsten Wege, Ängste in etwas Positives umzuwandeln. Auch die Mehrzahl der Mitbürger islamischen Glaubens empfindet eine klare Loyalität zum Grundgesetz. Gerade wenn sie Erfahrungen mit restriktiven politischen Systemen gemacht haben. Dr. Georg Pieper arbeitet als Traumapsychologe und ist Experte für Krisenintervention.

In kollektivistischen Gesellschaftsordnungen herrscht eine strenge Hierarchie

Viele Flüchtlinge sind in kollektivistischen Gesellschaftsordnungen aufgewachsen, die meisten Deutschen hingegen in individualistischen. Die kollektivistischen Gesellschaftsordnungen sind in der Regel geprägt von Familiensystemen mit strenger Hierarchie. Ganz oben steht das männliche Familienoberhaupt, weit darunter die Frau und ganz unten die Kinder. Dieses System gibt Sicherheit und der Zusammenhalt ist überlebenswichtig, denn außerhalb der Familiensysteme gibt es keine oder wenige staatliche Absicherungen.

Georg Pieper erklärt: „Das Individuum ist Teil mehrerer geschlossener Netzwerke oder Kollektive. Es bestehen eine große Loyalität, Verantwortung und Aufopferungsbereitschaft gegenüber dem Kollektiv, hohe soziale Kontrolle und Strukturen von Korruption und Vetternwirtschaft.“ Das Privatleben jedes Einzelnen ist stark beeinflusst von der Gemeinschaft. Berufswahl oder Partnerwahl werden vom Kollektiv beziehungsweise dessen Oberhaupt entschieden. Die eigene Meinung zurückzustellen ist Kennzeichen der Reife, die Harmonie des Kollektivs ist das Ziel.

Deutschland hat eine individualistische Gesellschaftsordnung

Durch das Zurückstellen des Individuums haben Mitglieder kollektivistischer Gesellschaftsordnungen kaum gelernt, eigene Bedürfnisse wahrzunehmen und zu äußern. Die individualistische Gesellschaftsordnung Deutschlands hingegen ist geprägt von der Idee, jeder solle möglichst dazu befähigt werden, für sich selbst zu sorgen. Es gibt viele Möglichkeiten für den Einzelnen, Freiheit und Selbstverwirklichung sind die Ziele. Familiäre Zusammenhänge sind eher locker und weniger verbindlich. Dafür besteht der moralische Anspruch, dass jeder für die Allgemeinheit verantwortlich ist.

Die Deutschen leben in einem Sozialstaat, die Gesellschaft ist geprägt von Vereins- und Ehrenamtsstrukturen. Privatsphäre und Eigenverantwortlichkeit sind in Deutschland extrem wichtig. Eine eigene Meinung zu haben und auszudrücken ist Kennzeichen der Reife, die Selbstverwirklichung jedes Einzelnen ist das Ziel. Wenn Menschen mit diesen unterschiedlichen Sozialisationen aufeinandertreffen, ergeben sich häufig Missverständnisse und Konflikte. Während in Deutschland direkte und klare Kritik geäußert wird und man dadurch zeigt, dass man sich um Lösungen bemüht, und somit Konflikte zur Aussprache kommen, wird bei kollektivistisch erzogenen Menschen Kritik eher indirekt geäußert. Quelle: „Die neuen Ängste“ von Georg Pieper

Von Hans Klumbies