Gewohnheiten hinterlassen immer Spuren

Kleine Ursache – große Wirkung. Die menschliche Persönlichkeit wird nach dem Modell „Steter Tropfen höhlt den Stein“ geformt. Der Autor Charles Duhigg erklärt in seinem Buch „Die Macht der Gewohnheit“: „Obwohl jede Gewohnheit für sich genommen relativ wenig bedeutet, haben die Speisen, die wir bestellen, das, was wir allabendlich unseren Kindern erzählen, ob wir sparen oder Geld ausgeben, wie oft wir Sport treiben und die Art und Weise, wie wir unsere Gedanken und Arbeitsabläufe organisieren, enorme Auswirkungen auf unsere Gesundheit, unsere Produktivität, unsere finanzielle Situation und unser Wohlbefinden.“ Clemens Sedmak ergänzt: „Immer wieder dasselbe zu tun, führt dazu, dass die Spurrillen zunehmend tiefer werden, bis sie einen Weg vorgeben.“ Der österreichische Philosoph Clemens Sedmak hat unter anderem eine Professur am Londoner King´s College inne.

Sucht ist eine Einschränkung der Selbstbestimmung

Suchtverhalten zeigt sich als Ausdruck des extremen Endes eines Spektrums, auf dem Gewohnheiten aufgetragen werden könnten, von kleinen Wiederholungen und schwachen Eigenarten über Routinen und Rituale bis hin zu Abhängigkeiten und zwanghaftem Verhalten. Suchtverhalten hinterlässt Spuren und macht es kaum möglich, die zugedachten sozialen Rollen zu erfüllen. Clemens Sedmak erklärt: „Sucht ist grundsätzlich eine Form von Abhängigkeit und damit eine Einschränkung der Selbstbestimmung durch Zwang.“

Die Sucht führt zu einen Kontrollverlust und zur Ausbildung eines Verhaltensmusters, das trotz ersichtlicher Schädigungen, andere Aktivitäten vernachlässigen lässt. Dadurch wird die Idee des Lebensgleichgewichts ausgehebelt, weil sich das ganze Leben um die Sucht zu drehen beginnt. Der Körper hat gewissermaßen ein Gedächtnis und erzählt von den Gewohnheiten, die jahrelang oder jahrzehntelang gepflegt wurden, etwa auch von weniger extremen Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten.

Gewohnheiten hinterlassen auch Spuren im Denken

Der Grundstein für die Überwindung von Gewohnheiten bei der Ernährung und der Bewegung ist die Entdeckung der Freude an Bewegung und gesunder Ernährung. Es geht dabei nicht um eine Form von Leistungssport, sondern um sanftes Heranführen an alltagstaugliche Gewohnheiten. Neben den körperlichen Spuren hinterlassen Gewohnheiten auch Spuren in Wahrnehmung und Denken. Der englische Geograf Daniel Dorling hat beschrieben, dass gesellschaftliche Ungerechtigkeit sich aufgrund von Überzeugungen halten kann, die zu kollektiven Wahrnehmungen geworden sind, etwas die Auffassung, dass Gier etwas Gutes und soziale Ausgrenzung unvermeidlich sei.

Eine nachhaltige Veränderung wird eine Veränderung der Denkgewohnheiten, der Einstellungen sein müssen. Auch der Beruf verändert einen Menschen, wie er die Wahrnehmung verändert. Hier schleifen sich Denkgewohnheiten ein. Gewohnheiten sind Verhaltensformen, die mit einem Minimum an kognitivem Aufwand realisiert werden können. René Descartes stellt fest, dass Gewohnheiten, auch Gewohnheiten des Denkens, notwendig sind, weil Menschen nicht stets in voller Aufmerksamkeit leben können. Quelle: „Jeder Tag hat viele Leben“ von Clemens Sedmak

Von Hans Klumbies