Caspar Dohmen stellt die Idee der Menschenrechte vor

Menschenrechte erkämpften Bürger ursprünglich als Schutz- und Freiheitsrechte jedes Einzelnen gegen die staatliche Obrigkeit. Für aufgeklärte Menschen ist es heute selbstverständlich, dass jeder Mensch die gleichen Rechte besitzt – das war früher nicht der Fall. Caspar Dohmen erläutert: „In den feudalistischen Gesellschaften bestimmte die Herkunft weitgehend über die Möglichkeiten jedes Menschen. Gut dotierte Posten in Staat und Kirche teilte der Adel gewöhnlich unter sich auf.“ Die Masse der Menschen lebte damals als einfache Bauern oder Handwerker, denen die Machthaber regelmäßig hohe Abgaben und Frondienste abpressten. Diese Ordnung galt als unangreifbar, da sie so von Gott gewollt war. Die Machthaber in Europa beuteten nicht nur ihre eigene Bevölkerung aus, sondern auch Menschen in den Kolonien, also vor allem in Lateinamerika, Afrika und Asien. Der Wirtschaftsjournalist, Buchautor und Dozent Caspar Dohmen studierte Volkswirtschaft und Politik in Köln.

Alle Menschen haben bestimmte unveräußerliche Rechte

Erst die großen Revolutionen in Frankreich und USA setzten Ende des 18. Jahrhunderts der feudalen Herrschaft ein Ende und verankerten dort die Idee der Aufklärung und der Menschenrechte in den Verfassungen. „Alle Menschen sind gleich geschaffen“ und „Der Schöpfer hat ihnen bestimmte unveräußerliche Rechte verliehen“, zu denen „Leben, Freiheit und das Streben nach Glück gehören“, heißt es in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung von 1776. Die Franzosen bekräftigten mit der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte nach der Revolution von 1789, dass alle Menschen von Natur aus Menschenrechte haben.

Caspar Dohmen erklärt: „Die Bedeutung des Einzelnen leitete sich jetzt nicht mehr vom Staat als Untertan ab, sondern entsprang einzig und allein seinem Menschsein – das war ein epochaler Schritt mit enormem emanzipatorischem Potential.“ Wer heute gegen die Verletzung seiner Rechte als Mensch klagt, weiß das Völkerrecht hinter sich. Eine Idee mit unvergleichlich befreiender Sprengkraft. Unter Menschenrechten verstand man zunächst vor allem die bürgerlichen Grundfreiheiten wie die Rechte auf Meinungs- und Glaubensfreiheit, auf persönliches Eigentum, auf Gleichheit, auf körperliche Unversehrtheit sowie das Recht zum Widerstand gegen Unterdrückung.

Erst 1948 wurde die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verabschiedet

Menschenrechte galten anfangs jedoch keinesfalls für jeden: Frauen blieben in Frankreich ebenso außen vor wie Sklaven in den USA. Außerdem waren die „revolutionären Rechte nicht international gedacht“, schreibt der Historiker Jan Eckel in „Die Ambivalenz des Guten“: „Sie stellen keine Vereinbarung zwischen Staaten dar und hatten daher auch keine unmittelbare Geltungskraft für die internationalen Beziehungen.“ In der praktischen Politik spielten sie kaum eine Rolle. Es dauerte noch 150 Jahre, bis sich die Idee der Menschenrechte weltweit durchgesetzt hatte.

Erst 1948 wurde von den neu gegründeten Vereinten Nationen die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verabschiedet. Ausschlaggebend dafür, dass Menschenrechtsbestimmungen in die Charta aufgenommen wurden, war zweifellos die Initiative der Regierung der USA, die unter dem Einfluss amerikanischer NGOs zustande kam. Die Verfasser der Menschenrechtserklärung waren laut Caspar Dohmen keine Traumtänzer, sondern sahen eine reelle Chance, mit der Erklärung eine Basis für eine funktionsfähige internationale Ordnung schaffen zu können. Quelle: „Profitgier ohne Grenzen“ von Caspar Dohmen

Von Hans Klumbies