Alle Menschen sind von Grund auf selbstsüchtig

Thomas Hobbes, der von 1588 bis 1679 lebte, zählt für Nigel Warburton zu den größten politischen Denkern Englands. Der Philosoph, der viele sympathische Eigenschaften besaß, hatte keine hohe Meinung von den Menschen. Er glaubte, dass sie alle von Grund auf selbstsüchtig sind, beherrscht von der Angst vor dem Tod und immer bemüht, andere zu übervorteilen. Alle Menschen versuchen, Macht über andere zu gewinnen, ob sie sich dessen bewusst sind oder nicht. Thomas Hobbes glaubte, dass die Menschen im Grunde ihres Herzens alle egoistisch sind und dass sie lediglich die Gesetze mit ihren Strafandrohungen daran hindert, ihren Trieben freien Lauf zu lassen. Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.

Ohne einen Herrscher ist das Leben eine Hölle

Wenn eine Gesellschaft auseinanderbricht und man in einem „Naturzustand“ wie Thomas Hobbes es bezeichnete, leben muss, ohne Gesetze oder jemanden, der für ihre Einhaltung sorgt, würde man, wenn erforderlich, genauso stehlen und morden wie alle anderen Menschen. Zumindest wäre man dazu gezwungen, wenn man weiterleben wollte. Laut Thomas Hobbes wäre das Leben außerhalb der Gesellschaft einsam, karg, gemein, brutal und kurz. Ohne die Staatsgewalt würden sich die Menschen in einem ewigen Krieg befinden, bei dem jeder gegen jeden kämpft.

Als Lösung für eine derart gesetzlose Welt schlug Thomas Hobbes einen mächtigen Herrscher oder ein Parlament vor. Die Menschen im Naturzustand müssten einen Gesellschaftsvertrag abschließen, eine Vereinbarung, einige ihrer gefährlichen Freiheiten zugunsten der allgemeinen Sicherheit aufzugeben. Ohne einen Herrscher oder Souverän wäre das Leben eine Hölle. Dieser Souverän hätte die Befugnis, jedem, der sich nicht an die Gesetze hält, eine schwere Strafe aufzuerlegen. Thomas Hobbes glaubte, dass es bestimmte Naturgesetze gibt, die Menschen als wichtig und richtig anerkennen können.

Thomas Hobbes war ein Vertreter des Materialismus

Das Hauptwerk von Thomas Hobbes, die staatsphilosophische Schrift „Leviathan“ (1651) schildert, welche Schritte erforderlich sind, um die alptraumhafte Situation des Naturzustands in eine sichere Gesellschaft umzuwandeln, in der das Leben erträglich ist. Das Bild vom Leviathan stammt aus der Bibel. Dort war der Leviathan ein riesiges Seeungeheuer. Für Thomas Hobbes stand er für die Allmacht des Staats mit einem Souverän als Oberhaupt. Thomas Hobbes vertrat die Meinung, dass ohne einen solchen Souverän alles auseinanderfiele und die Menschen sich in Stücke rissen.

Nigel Warburton weist darauf hin, dass wie viele Denker seiner Epoche, auch Thomas Hobbes nicht nur Philosoph war, sondern auch das, was heute als Wissenschaftler bezeichnet wird: „Er interessierte sich für Geometrie, Naturwissenschaften und die Geschichte des Altertums.“ Der Philosophie wandte er sich erst in mittleren Jahren zu und zählte zu den Vertretern des Materialismus. Die Menschen bestanden für ihn lediglich aus Materie. Er glaubte nicht an die Seele. Für ihn gab es nur den Körper, der letztlich eine komplexe Maschine darstellte. Quelle: „Die kürzeste Geschichte der Philosophie“ von Nigel Warburton

Von Hans Klumbies