Der Schutz des Klimas ist wichtiger als die Wirtschaftskrise

Professor Dr. Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimaforschung, ist fest davon überzeugt, dass das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) Deutschland eine Energiewirtschaft beschert hat, die der alten überlegen ist. Aber jetzt muss seiner Meinung nach dringend eine Reform her. Hans Joachim Schellnhuber erläutert: „Es ist klar, dass das EEG und die damit verbundenen Förderungen aus dem Ruder gelaufen sind. Das hat damit zu tun, dass niemand, als damals das Gesetz beschlossen wurde, erwartet hat, dass es so viel auslösen würde – fünf Millionen Deutsche sind inzwischen Energieunternehmer.“ Es ist also der eigene Erfolg, der dem EEG zu schaffen macht. Auf Dauer kann das Gesetz aber nicht funktionieren, wenn die Politik die Kosten auf die Stromkunden umlegt und gleichzeitig der Industrie, jede Menge Ausnahmen gewährt.

Trotz allem Bedarf an Reformen darf das EEG nicht abgeschafft werden

Hans Joachim Schellnhuber fordert Besitzstände zu beschneiden und künftige Förderung zu begrenzen. Deutschland, ja ganz Europa, braucht ein System, in dem der beste und günstigste Standort zur Erzeugung erneuerbarer Energie zum Zug kommt. Dies sollte im Rahmen eines europäischen Verbund-Systems mit einem Ausbau der Netze und Speicher umgesetzt werden. Politisch naiv wäre es für Hans Joachim Schellnhuber bei allem Reformbedarf gleich die ganze Gesetzgebung abzuschaffen.

Der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimaforschung erklärt: „Dass überhaupt eine Alternative zum fossil-nuklearen System als Realität auftaucht, ist ein großer Erfolg des EEG. Historisch ist es also erfolgreich – volkswirtschaftlich dringend reparaturbedürftig.“ Ein perverser Effekt für den Klimaschutz entsteht momentan dadurch, dass durch den Atomausstieg wieder mehr schmutzige Energie wie Braunkohle im System ist. Denn die Gestehungskosten für Braunkohle sind unglaublich niedrig. Zwei Cent pro Kilowattstunde ist konkurrenzlos billig – aber nur deshalb, weil der Handel mit Emissionen fast zusammengebrochen ist.

Durch die globale Erwärmung kommt es zu mehr Starkniederschlägen

Hans Joachim Schellnhuber warnt davor, dass die Kosten des Klimawandels gewaltig sein werden, wenn die Menschheit den Ausstoß von Treibhausgasen nicht bremst. Der sogenannte Klima-Papst fügt hinzu: „Weltweit haben wir eine Zunahme von Extremereignissen: Hitzewellen, Stürme wie Hayan. Das hat mit großer Sicherheit mit der Veränderung der Erdatmosphäre zu tun, die vom Menschen verursacht ist.“ Außerdem kommt es immer häufiger zu Trogwetterlagen. Eine davon war maßgeblich für die Flut in Passau und Degendorf verantwortlich.

Hans Joachim Schellnhuber weist auf folgenden Fakt hin: „Wenn die Atmosphäre wärmer wird, kann sie mehr Feuchtigkeit halten. Und das kommt irgendwann wieder runter. Starkniederschläge wird es als direkte Folge der globalen Erwärmung also auf jeden Fall mehr geben.“ Auch der Jetstream verändert sich. Eine seiner Aufgaben ist es, große Luftströme voneinander zu trennen. Das verursacht unter bestimmten Bedingungen ebenfalls extreme Wetterereignisse. Der Zusammenhang zwischen Klimawandel und der sich insgesamt häufenden Extremereignisse ist deutlich zu erkennen. Quelle: Passauer Neue Presse

Von Hans Klumbies