Wilhelm Berger erklärt lustvoll die Grundlagen der Philosophie

Sein Buch „Was ist Philosophieren?“ versteht Wilhelm Berger als lustvolle Einführung in die mannigfaltigen Grundfertigkeiten des Philosophierens. Kurt Wuchterl leitet die Definition der Philosophie von großen Namen her: „Philosophie ist jeweils, was zum Beispiel Platon als „Erkenntnis des Seienden“ oder Hegel als „Wissenschaft der sich selbst begreifenden Vernunft“ konzipiert hat.“ Der polnische Logiker Joseph M. Bochenski stellt fast schon resignierend fest: „Ich kenne nur wenige Worte, die so viele Bedeutungen haben wie das Wort Philosophie.“ Für Arend Kulenkampff ist in der Philosophie nahezu alles strittig. Dieser Zustand ist allerdings kein Mangel, sondern Prinzip. Die Philosophie zeichnet sich auch dadurch aus, dass sie keinen Gegenstand besitzt. Wilhelm Berger, ao. Univ.-Prof. Dr., arbeitet am Institut für Technik- und Wissenschaftsforschung und ist Prodekan der Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung (IFF) an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

Die Philosophie hat mit dem Fragen selbst zu tun

Philosophie stellt und steht für Wilhelm Berger nicht nur in Frage, sondern hat mit dem Fragen selbst zu tun. Das Fragen ist ihr Gegenstand: „Fragen, die sie aufwirft, sind zugleich fundamental und unmittelbar nahetretend, widersprüchlich und verwirrend.“ Dekonstruktiv ist die Philosophie, indem sie die überlieferten und von den meisten Menschen geteilten Antworten mit Gründen verunsichert. Konstruktiv sind laut Wilhelm Berger nicht andere, nun eben philosophische Antworten. Jay Rosenberg drückt dies wie folgt aus: „Die philosophische Aufgabe besteht vielmehr darin, aus Fragen etwas zu machen, worüber man nachdenken kann – und dann darüber nachzudenken.“

Der französische Philosoph Gilles Deleuze und der Psychoanalytiker Félix Guattari bevorzugen folgende Definition: „Die Philosophie ist die Kunst der Bildung, Erfindung, Herstellung von Begriffen.“ Aber die Begriffe stehen nicht für sich und sich nicht immer und ewig vorhanden. Zudem stehen sie in einem komplexen und widersprüchlichen Zusammenhang äußerer Bedingungen, gleichsam in einer historischen Landschaft des Denkens, die von konkreten Fragen, Problemen und Personen bevölkert ist.

Ludwig Wittgenstein betrachtet die Philosophie als eine Tätigkeit

Ludwig Wittgenstein verwendet diese Formel: „Die Philosophie ist keine Lehre, sondern eine Tätigkeit.“ Vor diesem Hintergrund ändert sich für Wilhelm Berger die Perspektive: Aus der Lehre der Logik wird zum Beispiel die Tätigkeit des Ordnens; aus der Lehre der Hermeneutik die Tätigkeit des Interpretierens. Aus der Frage „Was ist Philosophie?“ wird die Frage „Was ist Philosophieren?“ Daraus ergibt sich Grundlegendes. Wenn Philosophieren nämlich als Tätigkeit begriffen wird, ist diese Handlung beschreibbar. Sie wird dann zu einer erlernbaren, normalen, menschlichen Praxis.

Platon bestimmt im Dialog „Symposion“ das Philosophieren als Liebe zur Weisheit und rückt es in die Nähe zum Eros. Platon beschreibt die Philosophierenden nicht schon als Weise, sondern als „Liebhaber jeder Erkenntnis“, und das Philosophieren nicht als das Besitzen, sondern als das „Schauen“ des Wahren. Der Perspektivenwechsel hin zur Frage „Was ist Philosophieren?“ führt laut Wilhelm Berger auch zu einem Wechsel des Denkens: „Weder heißt Philosophieren das virtuose Hantieren mit einander gleichgültigen Meinungen noch steht eine absolute Regel der Tätigkeit schon vorher fest.“

Was ist Philosophieren?
Wilhelm Berger
Verlag: Facultas Verlags- und Buchhandels AG
Broschierte Ausgabe: 236 Seiten, Auflage: 2014
ISBN: 978-3-8252-3518-5, 16,99 Euro

Von Hans Klumbies