Ein bedingungsloses Grundeinkommen bringt Freiheit

Ein Grundeinkommen von 1.000 Euro für alle Bürger würde den Menschen ein Leben ohne Existenzangst garantieren. Laut Götz Werner & Adrienne Goehler hätte dann jeder die Freiheit, das zu tun, was er will und müsste nicht einer Arbeit nachgehen, die ihm nicht gefällt. Das Autorenduo definiert vier Kriterien für ein bedingungsloses Grundeinkommen: Es muss die Existenz sichern, einen individuellen Rechtsanspruch begründen, darf keiner Bedürftigkeitsprüfung und keinem Zwang zur Arbeit unterliegen. Götz Werner, der Vordenker eines bedingungslosen Grundeinkommens ist Gründer und Aufsichtsratsmitglied der dm-Drogeriemärkte. Adrienne Goehler war unter anderem Kultur- und Wissenschaftssenatorin in Berlin.

60 Prozent der Deutschen haben schon heute ein bedingtes Grundeinkommen

Götz Werner und Adrienne Goehler sind davon überzeugt, dass ein Grundeinkommen für jeden gesellschaftlich und ökonomisch in Deutschland nicht nur keinen Schaden anrichten würde, sondern das Land beflügeln würde. Auf der Internetseite „waswuerdensietun“ geben 89 Prozent der Menschen an, dass sie weiterarbeiten würden, wenn sie ein Grundeinkommen von 1.000 Euro hätten. Denn die meisten Menschen wollen nicht untätig sein, sondern eine sinnvolle Arbeit, deren Rahmen sie mitgestalten können.

Der Weg zum Grundeinkommen für alle ist in Deutschland schon weiter fortgeschritten, als die meisten Bürger wissen. Denn bereits heute erhalten 60 Prozent der Deutschen ein bedingtes Grundeinkommen durch Transferleistungen. Das Grundeinkommen ist für Götz Werner und Adrienne Goehler ein Wegweiser in die postindustrielle Zukunft. Es ermöglicht den freien Blick auf den Mitbürger, der nicht mehr in erster Linie als Konkurrent um die raren Arbeitsplätze betrachtet wird, sondern als jemand, mit dem man seine Arbeit teilen könnte.

Deutschland gibt pro Jahr eine Billion Euro für Sozialleistungen aus

Wenn sie die Gesellschaft vom Zwang der Arbeit befreit wird laut Götz Werner und Adrienne Goehler eine neue Vielfalt von nebeneinander existierenden Arbeits- und Tätigkeitsformen entstehen. Schon heute gibt es eine Vielzahl von Arbeitsplätzen, die keinem Lohnerwerb dienen. Die Autoren kritisieren, dass der heutige Sozialstaat auf einer Idee von Familie basiert, die es gar nicht mehr gibt. Die Familie in Deutschland bietet in der Regel keine Grundsicherung mehr. Vor allem Kinder brauchen ein sicheres Grundeinkommen, unabhängig davon, in welcher Familienform sie leben.

Im 12. Kapitel ihres Buchs „1.000 € für jeden“ stellt das Autorenteam einen Finanzierungsplan für das bedingungslose Grundeinkommen für alle vor. Wolfgang Schäuble erklärte in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dass der deutsche Staat im Jahr eine Billion Euro für Sozialleistungen ausgibt. Das sind 12.500 Euro pro Kopf und Jahr. Das Geld für das Grundeinkommen wäre also vorhanden.

Das Autorenduo glaubt, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen vor allem die Eigenverantwortung der Menschen stärken würde, weil es Freiheit bringt: Die Freiheit, sein Leben selbst zu gestalten. Kein Mensch müsste mehr Opfer sein, weder der Vorgesetzten oder der Eltern noch der ökonomischen Verhältnisse. Die Menschen könnten darüber nachdenken, was sie tun möchten, welchen Beitrag für die Gesellschaft sie leisten und was sie schaffen können. Ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit ermöglicht Kreativität und Leistungsfähigkeit.

1.000 € für jeden
Freiheit Gleichheit Grundeinkommen
Götz Werner & Adrienne Goehler
Verlag: Econ
Broschierte Ausgabe: 266 Seiten, Auflage: 2010
ISBN: 978-3-430-20108-7, 18,00 Euro

Von Hans Klumbies

1 Gedanke zu „Ein bedingungsloses Grundeinkommen bringt Freiheit“

  1. Hallo,

    ich bin absolut überzeugt von der Idee des Grundeinkommens.
    Aus meiner eigenen Lage heraus merke ich, dass mich die Existenzangst und der Druck in der Arbeitswelt immer kraftloser macht, ganz zu schweigen von dem Fehlen von sinnvollen Tätigkeiten, die ja leider kaum finanziert werden, da sie eher im Nonprofit-Sektor liegen! Ich denke auch das ein Grundeinkommen eher ein extremer Anreiz wäre für viele Bereiche als die merkwürdige Meinung, die Menschen würden dann gar nichts mehr machen wollen. In der Natur des Menschen liegt ja eher die Beschäftigunglust, als das Gegenteil. Es wird dann wohl mehr Menschen geben, als bis jetzt, die durch Wegfall des Druckes und der Existenzangst, Lust auf ein würdevolles Arbeiten und ein selbstgesteuertes Hinzuverdienen haben werden, so dass ich denke, dass gerade die Wirtschaft davon profitieren würde, wenn mehr Menschen, mehr Geld zu Verfügung hätten und die Kauflust steigen würde.

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