In den ersten drei Jahren lernt jeder Mansch mehr als im Rest seines Lebens. Manche Eigenschaften sind biologisch festgelegt, manche kann man verändern. Die schwedische Schriftstellerin Astrid Lindgren schreibt: „Es gibt kein Alter, in dem alles so irrsinnig intensiv erlebt wird wie in der Kindheit. Wir Großen sollten uns daran erinnern, wie das war.“ Babys werden in der Regel wunderbar umsorgt. Wenn sie schreien, werden sie gefüttert, fühlen sie sich unwohl, werden sie liebevoll gestreichelt und getröstet. Und sonst schlafen sie viel. Andreas Salcher ergänzt: „Sobald wir einigermaßen auf allen vieren krabbeln können, beginnen wir die Welt um uns zu entdecken, zu greifen, zu begreifen, Stufen hinaufzuklettern und wieder herunterzukommen, erste Worte zu brabbeln, mit Sand zu spielen, mit Wasser zu spritzen und vieles mehr.“ Dr. Andreas Salcher ist Unternehmensberater, Bestseller-Autor und kritischer Vordenker in Bildungsthemen.
Babys lachen viel
Lernen ist lustig, deshalb lachen Babys viel. Ab dem Moment, wo sie die ersten Worte sprechen können, wollen sie die Welt auf ihre ganz eigene Art entdecken. Es muss ihnen niemand die Gesetze der Schwerkraft erklären, damit sie diese nach vielen Fehlversuchen überwinden und sich stolz vom Vierbeiner zum aufrecht gehenden Zweibeiner aufschwingen. Das erste Mal, wenn sich ein Kleinkind als eigenständige Person erkennt, verdankt es oft einem Spiegel.
Das kleine Kind betrachtet den Spiegel mit großer Neugier, und es schlüpft ihm ein Wort über die Lippen, dessen Bedeutung es erst viel später erkennen wird. Es ist das Wort „ich“. In diesem Augenblick hat das Kleinkind so viele Informationen über seine Umwelt gesammelt, dass es sich selbst als eigenes Subjekt begreifen kann. Die Welt scheint ein großer Spielplatz zu sein. Viele Kinder wollen aber schon mehr, als sie mit ihren eigenen Kräften erreichen können.
Die Wünsche eines Kleinkindes sind unersättlich
Andreas Salcher erläutert: „Wir wollen gehen, bevor wir dazu imstande sind, wir verlangen mehr Aufmerksamkeit, als wir bekommen können, wir kämpfen um mehr Rechte, als wir zu verkraften vermögen, und unsere Wünsche sind unersättlich.“ Ein Kleinkind will alles, und das sofort. Jeder der kleinsten Wünsche verkörpert gleich das ganze Ich. Damit sich dieses kleine Ich gesund entwickeln kann, braucht es ein Du, meist die Mutter und den Vater. Diese verstehen es im besten Fall, dem Kleinkind in Augenhöhe zu begegnen.
Das Kleinkind braucht unbedingt die individuelle Zuneigung von Erwachsenen, die es beschützen, versorgen und in die Kultur einführen. Die menschliche Zuneigung, die ein Kind vom ersten bis zu seinem dritten Lebensjahr erfährt, entscheidet, ob es später mit einem Urvertrauen ausgestattet die Welt entdecken und selbst gelungene Beziehungen eingehen kann. Neuere Forschungen zeigen, dass das erste Jahr dafür besonders ausschlaggebend ist. Quelle: „Das ganze Leben in einem Tag“ von Andreas Salcher
Von Hans Klumbies