Die gebildete Welt, der Teil der Menschheit, der nicht in den Verrichtungen des kreatürlichen Lebens aufgeht, sondern sich geistigen Beschäftigungen widmet, lässt sich laut David Hume in die gelehrte Welt und in die Welt der Konversation einteilen. Zur gelehrten Welt zählt, wer sich den höheren und schwierigeren geistigen Unternehmungen verschreiben hat, die Einsamkeit und Muße erfordern und ohne lange Planung und strenge Arbeit nicht zur Vollendung gebracht werden können. In der Welt der Konversation verknüpft sich mit geselligen Anlagen und einem Sinn für das Angenehme eine Vorliebe, den eigenen Verstand an leichteren und nicht zu tiefsinnigen Fragen zu erproben, ohne tiefschürfende Nachforschung Mutmaßungen über die Angelegenheiten der Menschen und die Pflichten des gewöhnlichen Lebens und Beobachtungen über Mängel und Vorzüge der mancherlei Dinge in ihrem Umkreis anzustellen. David Hume, der von 1711 bis 1776 lebte, gehört zu den Klassikern der europäischen Philosophie.
Die gelehrte Welt hatte sich in einem Elfenbeinturm verschanzt
Solche Themen geben dem einsamen Geist eines Forschers nicht genügend Beschäftigung; sie verlangen nach gesellschaftlichem Umgang und nach Austausch mit den Mitmenschen, wenn sie zu passenden Gegenständen einer geistigen Beschäftigung werden sollen. David Hume ergänzt: „Das ist es, was Menschen in Gesellschaft zusammenführt, wo jeder seine Gedanken und Betrachtungen ausbreitet, so gut er es eben versteht, und wo jeder Belehrung und Vergnügen sowohl gibt als auch empfängt.“
Die Abtrennung der gelehrten Welt von der Welt der Konversation scheint das große Gebrechen des vergangenen Zeitalters gewesen zu sein und muss einen sehr schlechten Einfluss sowohl auf die Bücher als auch auf das gesellige Leben gehabt haben. Mit großem Vergnügen sieht David Hume, dass die Gelehrten seiner Zeit weitgehend die Schüchternheit und Scheu verloren haben, die sie von der Welt entfernten, und dass zugleich der Mann von Welt stolz darauf ist, für die unterhaltsamsten Themen seiner Konversation aus Büchern borgen zu können.
David Hume fordert eine Verteidigungsliga gegen die Feinde der Vernunft
David Hume hofft, dass sich diese Allianz zwischen der gelehrten Welt und der Welt der Konversation, die sich so glücklich angelassen hat, zum beiderseitigen Vorteil weiter festigen wird. Dem Gelehrten will David Hume in seinen Essays von dem Nachricht geben, was sich in der Gesellschaft ereignet und in das Reich der Gesellschaft will er alle Waren einzuführen versuchen, die sein Heimatland für ihren Nutzen und ihre Unterhaltung zu bieten hat. Dabei sieht er keine Schwierigkeiten, die Handelsbilanz auf beiden Seiten ausgeglichen zu halten.
Den Rohstoff dieses Handels müssen in erster Linie die Konversation und das gewöhnliche Leben bereitstellen – allein die Verarbeitung bleibt den Gelehrten vorbehalten. David Hume fordert zudem eine Verteidigungsliga gegen die Feinde von Vernunft und Schönheit und gegen dumme Köpfe und kalte Herzen. David Hume fügt hinzu: „Von heute an wollen wir sie mit dem schärfsten Racheschwert verfolgen: Keiner soll bei uns Schonung genießen als nur, wer gesunden Verstand und ein empfindsames Herz besitzt, zwei Dinge, die wir wohl stets untrennbar verbunden finden werden.
Von Hans Klumbies