Blaise Pascals „Gedanken“ liegen nun im Marix Verlag vollständig in einer neuen präzisen Übersetzung von Bruno Kern vor. Die Fragmente aus dem Nachlass von Blaise Pascal wurden zu Themen gegliedert, die der heutigen Zeit entsprechen. Zudem erleichtern eine ausführliche Einleitung und zahlreiche Fußnoten die Orientierung und das Verständnis des Textes. Blaise Pascals Gedanken, die die Geistesgeschichte erschüttert haben, sind auch in der heutigen Zeit noch aktuell. Der französische Philosoph, Mathematiker, Physiker und Literat hat äußerst scharf über die menschliche Existenz nachgedacht und mit seinen „Pensées“ die Philosophiegeschichte und darin vor allem die Existenzphilosophie nachhaltig beeinflusst. Dem Rationalismus seiner Zeit antwortet er mit seinem „esprit de finesse“ und seiner „Logik des Herzens“. Der Übersetzer und Herausgeber Bruno Kern lebt in Mainz und arbeitet als selbstständiger Lektor, Übersetzer und Autor.
Blaise Pascal war möglicherweise das letzte Universalgenie der Menschheit
In den Pensées, den „Gedanken“ spiegelt sich das vielschichtige Denken dieses großen französischen Philosophen wider. Blaise Pascal befasst sich darin unter anderem mit der Erkenntnisfähigkeit, der Psyche, den Empfindungen, dem Glauben, aber auch mit der Politik. Gerade in seinen Fragmenten kommt das geistige Ringen von Blaise Pascal zum Vorschein. Er wägt ab, analysiert, reflektiert und stellt in Frage. Kein Philosoph des 17. Jahrhunderts ist „moderner“, nüchterner und zugleich als Mensch der heutigen Zeit näher als Blaise Pascal.
Bruno Kern schreibt in seiner Einleitung: „Die Widersprüchlichkeit und Unsicherheit der menschlichen Existenz, die Pascal selbst so scharfsinnig analysierte, wird nicht nur in seiner eigenen Biografie deutlich, sie spiegelt sich nicht zuletzt in der Wirkungsgeschichte, die sein Werk auslöste.“ Er hat nicht nur den Existentialismus des 20. Jahrhunderts in vielfacher Weise vorweggenommen, sondern auch auf dem Gebiet der Mathematik und Physik bahnbrechende Leistungen vollbracht. Blaise Pascal war möglicherweise tatsächlich das letzte Universalgenie der Menschheit.
Der Mensch ist auf sich selbst und seine Fragilität zurückgeworfen
Das zentrale Problem in seinen „Gedanken“ ist für Blaise Pascal die Existenz des Menschen selbst, einem Wesen, dessen Leben endlich und das zur Selbstreflexion fähig ist. Es geht ihm dabei um die Ungesichertheit, Ausgesetztheit, Bedrohtheit der menschlichen Existenz überhaupt, und sein Verlorensein im unermesslichen All, sein „Sein zum Tode“, die Widersprüchlichkeit seiner Existenz. Der Mensch ist auf sich selbst und seine Fragilität zurückgeworfen. Gerade das, was seine Größe ausmacht und ihn heraushebt aus allen anderen Seinsarten, ist gleichzeitig auch der Grund seines Elends.
Blaise Pascal beschreibt, wie der Mensch der Konfrontation mit dem eigenen Dasein entgehen will. Die geschäftige Tätigkeit des Menschen entlarvt er schonungslos als Zerstreuung, die keinen anderen Zweck hat, als den Menschen der radikalen Besinnung auf sich selbst zu entheben. Viele psychologische Studien der Gegenwart kommen zu dem gleichen Ergebnis. Eines der meistdiskutierten Fragmente Blaise Pascals ist die „Wette“. Ausgehend von den Regeln der Wahrscheinlichkeitsrechnung will er hier zeigen, dass das „Setzen“ auf Gott in jedem Fall die bessere Wahl sei. Als gültig festzuhalten bleibt dabei, dass Blaise Pascal den Glauben als einen notwendigen Akt der Entscheidung begreift.
Gedanken
Pensées
Blaise Pascal
Übersetzt und herausgegeben von Bruno Kern
Verlag: Marix Verlag
Gebundene Ausgabe: 447 Seiten, Auflage: 2017
ISBN: 978-3-7374-1068-7, 36,00 Euro
Von Hans Klumbies