Über 150 Jahre standen die englischen Kolonisten in Amerika loyal zu ihrem König und fühlten sich als Angehörige des britischen Imperiums. Noch im Siebenjährigen Krieg, der von 1756 bis 1763 dauerte, kämpften sie gemeinsam mit den Soldaten Englands gegen die Franzosen. Doch anschließend traten entscheidende Veränderungen ein. Alexander Emmerich erklärt: „Danach verstrickten sich die Kolonisten mit der englischen Krone in einen Machtkampf um Repräsentation im englischen Parlament und die Besteuerung verschiedener Waren. Am Ende dieses Konflikts stand schließlich der Wunsch nach Unabhängigkeit, Volkssouveränität und Selbstbestimmung der dreizehn englischen Kolonien.“ Dazu gehörten New Hampshire, Massachusetts, Rhode Island, Connecticut, New York, Pennsylvania, Delaware, Maryland, Virginia, North Carolina, South Carolina, und Georgia. Der Historiker Alexander Emmerich lehrt an der Universität Augsburg am Lehrstuhl für atlantische Kulturgeschichte.
Loyale Beamte des englischen Königs übernahmen die Gouverneursposten in den Kolonien
Bei den englischen Kolonisten in Amerika hatte sich schon früh ein Gefühl der Unabhängigkeit und Selbstständigkeit herausgebildet, da das englische Mutterland nur Lehen und Handelserlaubnisse für Nordamerika vergeben hatte und damit nur indirekt an der Kolonisation beteiligt war. Um dieser Entwicklung einen Riegel vorzuschieben, versuchte die Krone laut Alexander Emmerich im ausgehenden 17. Jahrhundert, mit dem System der Royal Colony die Kontrolle über die Kolonien zu festigen.
Die zuvor frei gewählten Posten der Gouverneure wurden in den Kolonien daraufhin abgeschafft und vom englischen König mit loyalen Beamten besetzt, um einen unmittelbaren Zugriff auf die Kolonien zu gewinnen. Diese Gouverneure hatten das Recht, Beamten und Richten nach ihren Wünschen einzusetzen. Davon unabhängig hatte sich in fast allen Kolonien ein Zweikammernsystem nach dem Vorbild Englands etabliert. Ein von den männlichen Steuerzahlern gewähltes Unterhaus bildete das politische Gegengewicht zum Gouverneur.
Die Kolonialherrschaft Frankreichs in Nordamerika geht zu Ende
Eine Vorentscheidung über die Vorherrschaft in Nordamerika sollte erst der sogenannte Siebenjährige Krieg bringen. Alexander Emmerich erklärt: „Der Siebenjährige Krieg wurde nicht nur in Europa und Nordamerika ausgetragen, sondern auch in der Karibik, in Afrika, Indien, und auf den Philippinen. Nach anfänglichen Siegen Frankreichs konnte Großbritannien zunächst Quebec erobern und schließlich Frankreich in die Knie zwingen.“ Im Friedensschluss von Paris 1763 bekamen die Engländer Kanada und Frankreich überließ Spanien als Entschädigung für Kriegsniederlage die Verwaltung von Louisiana.
Die Kolonialherrschaft Frankreichs in Nordamerika war damit beendet. England hatte sich mit seinen Kolonien die Vormachtstellung erkämpft. Die Kolonisten und das englische Mutterland hatten sich von der französischen Bedrohung befreit, was allerdings zur Folge hatte, das der gemeinsame, identitätsstiftende Feind nicht mehr existierte. Zudem hatte der Siebenjährige Krieg Großbritannien viel Geld gekostet und die Staatsverschuldung des britischen Imperiums in eine Rekordhöhe anschwellen lassen.
Von Hans Klumbies