Michael Hanekes Film „Amour“ ist sein allerberührendster

Spätestens seit ihm die zweite Goldene Palme von Cannes verliehen worden ist, zählt der österreichische Filmregisseur Michael Haneke (70) zu den Superstars des Filmgeschäfts. Sein Kammerspiel „Amour“ wurde als bester internationaler Autorenfilm des Jahres ausgezeichnet. Früher war mancher Kritiker über die Filme von Michael Haneke eher verstört, heute attestieren sie ihm durchgängig gelassene Souveränität. Dies führt der Regisseur darauf zurück, dass man mit jedem Erfolg an Selbstbewusstsein gewinn. Allerdings gilt diese Feststellung nicht generell. Michael Haneke sagt: „Ich glaube, es wird schwieriger, je erfolgreicher man wird. Jeder erwartet sich, dass der nächste Film noch besser ist. Was unmöglich ist. Also darf man, wenn ein gewissen Image existiert, die Erwartungen einfach nicht erfüllen.“ Michael Haneke arbeitet nicht nur für sich selbst, sondern auch für das Publikum. Film ist seiner Meinung nach eine Frage des Dialogs, in den man die möglichen Reaktionen einkalkulieren muss.

Zu den Vorbildern von Michael Haneke zählen Afred Hitchcock und Robert Bresson

Alfred Hitchcock bezeichnet Michael Haneke als sein absolutes Vorbild, was die Dramaturgie der Spannung betrifft. Seine Pole, zwischen denen er sich bei seinen Filmen bewegt, sind Alfred Hitchcock und die Strenge von Robert Bresson. Bei jeder Szene denkt Michael Haneke darüber nach, ob und wo sie langweilig sein könnte. Das ist sein größter Alptraum. Seine erste Frage nach einem Film oder Drehbuch lautet immer: „Wo war`s fad?“

Auf die Frage, woran es liegt, wie Filme beim Publikum ankommen, antwortet Michael Haneke, dass es an den biographischen Erlebnissen liegen könnte. Seine Filme sind oft aus Ärger oder Wut gegen etwas entstanden. Beim Film Amour war dies der Tod, beziehungsweise ein Thema, das jeden auf schicksalhafte Weise betrifft. Michael Haneke sagt: „Und wenn es hier eine Wut gibt, dann die, dass man sterben muss – und die teilt ja jeder.“

Das Geheimnis der Besetzung ist das Geheimnis des Films

Aber eigentlich hat Michael Haneke das Drehbuch für den Film Amour deswegen geschrieben, weil er die Frage beantworten wollte, wie ein Mensch damit umgeht, wenn jemand leidet, den er liebt. Amour handelt von einem älteren, sich liebenden Ehepaar, wo die Frau schwer erkrankt. Es geht um ein würdevolles Sterben, das die Betroffenen aber auch die letzten Nerven kosten kann. Michael Haneke sagt: „Es ist eine komplexe Situation, jemandem täglich den Oasch auszuwischen und zu sehen, wie er täglich verfällt.“

Michael Haneke erzählt, dass er den Film Amour für Jean Louis-Trintignant geschrieben hat, da dieser immer einer seiner Lieblingsschauspieler war. Seiner Meinung nach hat er etwas für die Rolle, dass man nicht spielen kann. Es handelt sich dabei um eine sehr menschliche, warme, gütige Ausstrahlung. Michael Haneke fügt hinzu: „Das ist eine Rarität und kann man sich nicht erspielen. Ich sage immer, das Geheimnis der Besetzung ist das Geheimnis des Films.“

Von Hans Klumbies