Für den Intendanten des Bayerischen Rundfunks, Ulrich Wilhelm, ist Unterhaltung für ein Vollprogramm wie die ARD unverzichtbar. Sie steht aber nicht im Mittelpunkt der Programmgestaltung. Im Zentrum muss immer das stehen, was die kommerziellen Anbieter auf dem Fernseh- und Radiomarkt nicht leisten können: Wissen, Bildung und Information. Zudem Aufklärung darüber, was in der deutschen Gesellschaft passiert. Es gibt eine Frage, die Ulrich Wilhelm seit Jahren am meisten bewegt und in diesem Zusammenhang stellt er auch die Arbeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland: „Können wir immer dafür sorgen, dass eine ausreichend große Zahl von Bürgerinnen und Bürgern das jeweilige Geschehen verlässlich beurteilen kann?“
Ohne eine fundiert Debatte gibt es keinen tragfähigen Konsens
Gemäß Ulrich Wilhelm ist diese Aufgabe deswegen so wichtig, weil die Demokratie auf der Annahme beruht, dass Staatsbürger mündige Entscheidungen treffen, dass sie wohl informiert sind. Der Intendant des Bayerischen Rundfunks erklärt: „Die Vermittlung dieser Kenntnisse müssen Medien leisten. Bürger müssen Alternativen abwägen können, Signale senden an die Politik, an die Wirtschaft und die Wissenschaft, was sie mittragen.“ Ohne eine fundierte Debatte ist seiner Meinung nach kein tragfähiger Konsens erreichbar, sondern es entstehen erratische, sprich sprunghafte und unberechenbare Entscheidungen.
Soziale Netzwerke allein sind laut Ulrich Wilhelm mit der Übermittlung von Wissen, Bildung und Information überfordert. Er ist davon überzeugt, dass nur die Gesamtheit aus Qualitätszeitungen und öffentlich-rechtlichen Sendern das Geschehen in der Welt umfassend aufarbeiten. Zum Beispiel die Funktionsweise der Finanzmärkte oder wie neue europäische Konflikte entstehen könnten. Ulrich Wilhelm sagt: „Interesse wecken, erklären, ein Forum schaffen – darin liegt unser wichtigster Auftrag, gemeinsam mit und nicht gegen die Zeitungen.“
Entscheidend ist der Inhalt einer Sendung und nicht die Quote
Der Intendant des Bayerischen Rundfunks möchte den Informationsanteil seines Senders deutlich erhöhen. Dies soll zum einen über die Digitalkanäle und Infowellen geschehen, zum anderen auch über eine stärkere Gewichtung im Vollprogramm sowie über Online-Angebote für den wachsenden Teil der Bevölkerung, der sich unabhängig von den Sendezeiten im Internet informieren möchte. Von einer Fixierung auf die Quote hält Ulrich Wilhelm gar nichts. Er sagt: „Quote darf nie Selbstzweck sein, nie der eigentliche Gegenstand unseres Bemühens.“
Die Quote ist für Ulrich Wilhelm nur eine dienende Größe. Viel entscheidender ist der Inhalt einer Sendung. Er schränkt allerdings ein, dass er nicht einem reinen Informationsprogramm das Wort reden möchte. Der BR-Intendant erklärt: „Jeder Mensch will sich auch entspannen, ausruhen. Zum Profil eines Vollprogramms gehören selbstverständlich Sport und Unterhaltung.“ Obwohl die Quote für Ulrich Wilhelm eher nebensächlich ist, will er natürlich dennoch, dass die Programme des Bayerischen Rundfunks von vielen Menschen gesehen und gehört werden.
Von Hans Klumbies