Der Fundamentalismus fußt auf einer großen Lüge

Fundamentalismus ist eine Reaktion. Nämlich auf die Moderne und auf die Ideen der Globalisierung, die mit ihrer stetigen Ausbreitung die traditionellen Ideen und Machtstrukturen bedrohen. Die Moderne und die Globalisierung bringen Fragen und Zweifel hinsichtlich der Heiligen Schriften und ihrer exklusiven Mittler mit sich. Damit lösen sie Reaktionen aus. Eine davon ist die Integration von religiösen Ideen und Moderne. Nadav Eyal fügt hinzu: „Eine andere Reaktion ist die Ablehnung jeglicher derartiger Verquickungen und die Behauptung, nur Extremismus schütze vor Verfall.“ Der Fundamentalismus fußt auf einer gigantischen Lüge. Denn er setzt nicht den geistigen Weg des Propheten Mohammed oder irgendeines anderen Propheten fort. Der Fundamentalist erfindet Auslegungen, Geschichten oder Traditionen. Diese präsentiert er als altüberkommene religiöse Grundsätze. Nadav Eyal ist einer der bekanntesten Journalisten Israels.

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Fundamentalisten kämpfen gegen die Globalisierung

Der Fundamentalist ist eine Erscheinung der Gegenwart. Er bedient sich moderner Mittel, um die Moderne selbst auszulöschen. Die Fundamentalisten verschmähen kein Werkzeug der Globalisierung, inklusive Hollywood. In der fundamentalistischen Globalisierung gibt es für ihre Anhänger eine herzerwärmende patriarchische Hierarchie. Nadav Eyal stellt fest: „Seltsamerweise lehnen Fundamentalisten den Universalismus nicht ab. Sie betrachten liberale, universale Ideen vielmehr als Konkurrenz zu ihrer eigenen universalen Agenda.“ Fundamentalismus und Globalisierung sind nicht Materie und Antimaterie, sondern zwei Seiten einer Medaille. Fundamentalisten betrachten sich selbst als die würdigsten und tödlichsten Bannerträger im Kampf gegen die Globalisierung. Die große Stärke des Fundamentalisten liegt in seiner Entschlossenheit, ein apokalyptisches Szenario selbst gezielt herzustellen. Das Ziel ist eine Prophetie, die sich selbst erfüllt. Nadav Eyal ist einer der bekanntesten Journalisten Israels.

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Der Fundamentalist erfährt sich als Mängelwesen

Jeder Fundamentalismus setzt die Regel gegen den Einzelnen, das für jeden Verbindliche gegen das Individuelle. Georg Milzner betont: „Der Fundamentalist ist damit der erklärte Feind jeder am Individuum orientierten Lebensform, jeder Selbstverwirklichung, jeglichen Strebens nach Selbst-Sein.“ Der Psychoanalytiker Martin Altmeyer spricht in seiner Analyse der Gemeinsamkeiten von Rechtsradikalismus, Linksradikalismus und politischem Islam von der „Obsession des Homogenen“, der alle diese drei Lager erliegen. Sie richtet sich, anders als etwa beim Schwarmverhalten, weniger auf die erlebte Verbundenheit in einer Masse als vielmehr auf Werte, Motive und moralische Richtlinien. Jene Bereiche also, an denen Konflikte entstehen, deren Lösung im Fundamentalismus an das feste Regelwerk delegiert wird. Hinzu kommt die Bedeutung von Vorbildern, an denen man sehen kann, wie gut gelebt wird. Georg Milzner ist Diplompsychologe und arbeitet in eigener Praxis als Psychotherapeut.

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Ein Fundamentalist leidet unter einem geringen Selbstbewusstsein

Fundamentalistische Entwicklungen sind letzten Endes traurige Entwicklungen. Georg Milzner erläutert: „Wie im Fall des Narzissmus, wo ein künstliches Selbst sich in tausend Spiegeln seiner Bedeutung versichert, so liegt auch beim Fundamentalismus eine Bedürfnislage vor, die bei einer gelungenen Selbst-Entwicklung in dieser Form nicht bestünde.“ Diese Bedürfnislage richtet sich auf Dinge, die selbstverständlich sein sollten, es aber in einer Epoche diffundierender Aufmerksamkeit längst nicht mehr sind: Ordnung und Halt. Für gewöhnlich wird der Fundamentalismus ähnlich wie der Narzissmus mit einem geringen Selbstbewusstsein sowie mit dem Wunsch nach persönlicher Aufwertung verknüpft. Diese beiden Elemente sind ohne Zweifel aus individuellen Biografien herauszufiltern. Doch sie genügen keinesfalls, um das Phänomen in seiner Breite zu erklären. Georg Milzner ist Diplompsychologe und arbeitet in eigener Praxis als Psychotherapeut.

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Der Fundamentalist diskutiert nicht

Wer nicht integrieren kann, muss ausschließen. Wer zu keiner Weite gekommen ist, dem scheint das Enge natürlich. Wem die lustbetonte Vielfalt Unbehagen bereitet, der findet in strenger Einfalt Entlastung. Georg Milzner stellt fest: „Auf verschiedenen politischen und wirtschaftlichen Sektoren lässt sich gegenwärtig wie in einigen Religionen dasselbe beobachten: die Hinwendung zum Fundamentalismus.“ Dieser Fundamentalismus hat spezifische Kennzeichen. Zum einen: Der Fundamentalismus diskutiert nicht. Oder zumindest nicht wirklich. Denn wenn zu einer Diskussion die Möglichkeit der Überzeugung durch das bessere Argument gehört, so merkt man im Gespräch mit dem Fundamentalisten, dass dies hier nicht gilt. Denn es sind seine Grundannahmen, die das Gespräch bestimmen. Grundannahmen, die nicht diskutierbar scheinen. Georg Milzner ist Diplompsychologe und arbeitet in eigener Praxis als Psychotherapeut.

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