Fundamentalisten kämpfen gegen die Globalisierung

Der Fundamentalist ist eine Erscheinung der Gegenwart. Er bedient sich moderner Mittel, um die Moderne selbst auszulöschen. Die Fundamentalisten verschmähen kein Werkzeug der Globalisierung, inklusive Hollywood. In der fundamentalistischen Globalisierung gibt es für ihre Anhänger eine herzerwärmende patriarchische Hierarchie. Nadav Eyal stellt fest: „Seltsamerweise lehnen Fundamentalisten den Universalismus nicht ab. Sie betrachten liberale, universale Ideen vielmehr als Konkurrenz zu ihrer eigenen universalen Agenda.“ Fundamentalismus und Globalisierung sind nicht Materie und Antimaterie, sondern zwei Seiten einer Medaille. Fundamentalisten betrachten sich selbst als die würdigsten und tödlichsten Bannerträger im Kampf gegen die Globalisierung. Die große Stärke des Fundamentalisten liegt in seiner Entschlossenheit, ein apokalyptisches Szenario selbst gezielt herzustellen. Das Ziel ist eine Prophetie, die sich selbst erfüllt. Nadav Eyal ist einer der bekanntesten Journalisten Israels.

Der Fundamentalist predigt mit religiöser Strenge

Der Begriff „Fundamentalismus“ wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von protestantischen und presbyterianischen Gruppen in den USA geprägt und für sich beansprucht. Sie brüsteten sich damit, gegen Darwinismus, Bibelkritik und andere moderne Einsichten entgegenzutreten. Diese Gruppe stellten eine Liste von Grundsätzen – fundamentals – auf, die „wahre“ Christenmenschen zu befolgen hätten. Sie begannen dann, sich als „Fundamentalisten“ zu bezeichnen.

Nadav Eyal weiß: „Seitdem hat der Begriff eine breitere Bedeutung angenommen und bezeichnet das fanatische Festhalten an religiösen oder politischen Grundsätzen. Dazu werden Heilige Schriften oder dogmatische Ideen wörtlich ausgelegt.“ Es wird der Wunsch verfolgt, zu einem reinen Urzustand zurückzukehren. Denn von diesem ist die ganze Welt abgewichen. Der Fundamentalist sucht diesen auf persönlicher und kosmischer Ebene wiederherzustellen. Er bevorzugt den Urtext gegenüber späteren Auslegungen. Er will nicht abweichen, nichts aktualisieren und der Moderne nicht nachgeben. Der Fundamentalist predigt mit religiöser Strenge und liebäugelt zuweilen mit apokalyptischen Vorstellungen.

Fundamentalisten kämpfen gegen die Evolutionstheorie

Der Fundamentalist versucht stets, ein binäres Wertesystem aufzubauen – was erlaubt und was verboten ist. Damit räumt er soweit wie möglich jene Grauzonen aus, die dem Reich der Fragen und Zweifel angehören. Nach dem amerikanischen Bürgerkrieg setzte sich in den USA eine flexible, liberale Auffassung durch. Diese strebte danach, zwischen den Heiligen Schriften und der Wissenschaft zu vermitteln und biblische Phänomene „rational“ zu erklären.

Die Fundamentalisten beharrten gegenüber diesem Trend, auf der wörtlichen Auslegung der Bibel: Ein Wunder ist und bleibt ein Wunder, genau wie es geschrieben steht. Der wachsende Einfluss von Charles Darwins „Über die Entstehung der Arten“ war eine Herausforderung, aber gleichzeitig auch ein enormer Antrieb für die Fundamentalisten. Sie kämpften nur ideologisch und politisch gegen das Eindringen der Evolutionstheorie in die Schulen und in die Gesellschaft im Allgemeinen. In den meisten Fällen scheiterten sei. Quelle: „Revolte“ von Nadav Eyal

Von Hans Klumbies