In den modernen Industriegesellschaften könnte in den kommenden zehn bis zwanzig Jahren jeder zweite Job verloren gehen. Roboter werden die Menschen ersetzen. Das sagen zwei Zukunftsforscher aus Oxford voraus. Carl Benedict Frey und Michael A. Osborne haben in den USA 702 Berufe auf ihr Potential untersucht, früher oder später von einem Computer ausgeführt zu werden. Sie sind zu dem Ergebnis gekommen, dass 47 Prozent der Amerikaner in Risikoberufen arbeiten, die bald verschwunden sein werden. Erstes Opfer sind ihrer Meinung nach Routinearbeiter wie Bankkassierer oder Fahrkartenverkäufer, die schon heute weitgehend durch Automaten ersetzt worden sind. Mit dem technischen Fortschritt werden Computer aber in der Zukunft immer komplexere Aufgaben übernehmen können. Sie werden Auto fahren, Standardbriefe eines Rechtsanwalts schreiben oder medizinische Diagnosen stellen.
Die Menschen müssen ihre Kreativität und soziale Kompetenz verbessern
Roboter werden aber nicht nur Arbeiten in der Industrie, sondern auch im Haushalt übernehmen. Die US-Ökonomen Erik Brynjolfsson und Andrew McAfee prognostizieren schon ein „zweites Maschinenzeitalter“, in dem Menschen den Kampf um ihren Arbeitsplatz gegen Maschinen verlieren werden. Aber nicht alle. Um den Wettlauf gegen die Roboter zu gewinnen, müssen Arbeitnehmer ihre Kreativität und ihre soziale Kompetenz verbessern, empfehlen die Zukunftsforscher aus Oxford. Denn überall, wo es darauf ankommt, Menschen zu überzeugen und zu verhandeln, auf andere Menschen einzugehen, ihnen zu helfen und sie zu betreuen, ist der Mensch der Maschine überlegen.
Erik Brynjolfsson und Andrew McAfee erklären: „Vergleichsweise sicher sind daher die Berufe in Bildung und Erziehung, im Gesundheitswesen, aber auch in der Kunst und bei den Medien.“ Der Vormarsch der Computer und Roboter ist aber nicht der einzige Megatrend, der die Zukunft der Arbeitswelt prägt. In Deutschland kommt die Demografie hinzu – die Menschen werden immer weniger und leben länger. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg hat errechnet, welche Folgen der demografische Niedergang für den deutschen Arbeitsmarkt bis zum Jahr 2030 hat.
In manchen Bereichen werden in Zukunft mehr Arbeitskräfte gebraucht
Dank der starken Zuwanderung wird die Bevölkerungszahl in Deutschland nur um 1,8 Millionen zurückgehen, von jetzt 80,5 Millionen auf 78,7 Millionen. Der Rückgang der Erwerbstätigen fällt durch die zunehmende Alterung jedoch weit stärker aus. Allerdings werden Frauen und Ältere mehr und länger arbeiten als heute, so dass die Zahl der Erwerbstätigen um rund zwei Millionen schrumpfen dürfte. Das Institut weist darauf hin, dass es auch Bereiche gibt, in denen in Zukunft nicht weniger, sondern mehr Arbeitskräfte gebraucht werden.
Zum Beispiel im Erziehungs- und Gesundheitswesen. Die Forscher erläutern: „Hauptgrund hierfür sind neben der wachsenden Bedeutung der Kinderbetreuung die Alterung der Gesellschaft und der technische Fortschritt in der Medizin. Dadurch wird die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen massiv ansteigen und die Beschäftigung in Senioreneinrichtungen und bei ambulanten Pflegediensten expandieren.“ Auch der Bedarf nach Nannys, die sich um Kinder und Haushalt gleichzeitig kümmern, wird weiter steigen. Quelle: Die Welt Kompakt
Von Hans Klumbies