Der Mensch ist nicht das Endziel der Evolution

Den Menschen kann man nicht als ein von anderen Arten grundsätzlich verschiedenes Wesen betrachten. Denn das erweist sich ebenso als Irrtum wie die Vorstellung von einer nur auf die Schaffung des Menschen hinauslaufenden Evolution. Es gibt keine naturgeschichtliche Entwicklung, die den Menschen zum Ziel hatte, also eine evolutionäre Prozession hin zum Menschlichen. Genauso wenig gibt es eine klare, definierbare Grenze zwischen dem Menschen und seinem nächsten Verwandten im Tierreich, den Menschenaffen. Matthias Glaubrecht stellt fest: „Mit der bis heute nicht widerlegten Evolutionstheorie wurde der Mensch zum integralen Bestandteil des Naturgeschehens. Un der fließende Übergang zwischen Menschenaffen und Menschen zur Konsequenz aus den Grundgegebenheiten der Evolution.“ Tatsächlich haben die unmittelbaren Vorfahren des Menschen im Evolutionsgeschehen eine eher randständige Existenz geführt. Matthias Glaubrecht ist Evolutionsbiologe, Systematiker und Wissenschaftshistoriker.

Seit Urzeiten sucht der Mensch nach seinen Wurzeln

Die längste Zeit ihrer Existenz lebten Menschenaffen als unauffällige und unbedeutende Tiere auf dieser Erde. Lange deutet nichts darauf hin, dass die Menschen irgendwann einmal zu einer höchst eigenartigen und bemerkenswerten Spezies werden würden. Matthias Glaubrecht erläutert: „Und doch haben wir mittlerweile den Planeten und alles Leben auf ihm unterworfen.“ Das Wie und Warum ist es, dem die Wissenschaft nachgehen sollte. Die Frage nach seinen Wurzeln beschäftigt den Menschen schon seit Urzeiten.

Doch erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurden, im Abstand von nur wenigen Jahren, die ersten wichtigen Grundlagen zu einer naturwissenschaftlichen Klärung gelegt. Mitte August des Jahres 1856 fand man erstmals Überreste des Neandertalers in der Kleinen Feldhofer Grotte in ebendiesem Neandertal. Drei Jahre später, Ende November 1859, erschien in London Charles Darwins „Über den Ursprung der Arten“. Beides hat unzählige Dispute, Debatten und Diskussionen ausgelöst.

Die Urprimaten entstanden vor etwa 60 Millionen Jahren

Und bis heute wird um die Frage nach den ersten Menschen ebenso gerungen wie überhaupt um das Verständnis der Evolution. Für Matthias Glaubrecht ist klar, dass sich die ureigene Geschichte des Menschen nicht wirklich verstehen lässt, wenn man nicht seine wichtigsten Vorfahren und die wesentlichen Evolutionsetappen in den Blick nimmt. Bereits vor etwa 60 Millionen Jahren, vermutlich aber schon weit vorher, entstanden jene baumlebenden, insektenfressenden Urprimaten.

Aus diesen entwickelten sich dann vor etwa 20 Millionen Jahren auch die späteren Menschenaffen ähnlichen Vorfahren. Vor etwa mehr als sieben Millionen Jahren betraten erstmals Menschenaffen ähnliche Hominiden die Bühne der Evolution. Bereits kurz darauf – und keineswegs erst seit vier Millionen Jahren, wie lange angenommen – richteten sich die Ahnen der Menschen auf. Sie erfanden so den aufrechten Gang als etwas spezifisch Menschliches. Vor etwas mehr als zwei Millionen Jahren entstand irgendwo in Afrika die Gattung „Homo“. Quelle: „Das Ende der Evolution“ von Matthias Glaubrecht

Von Hans Klumbies