Die Wähler von rechtspopulistischen Parteien hegen eine besondere Faszination für autokratische Führungspersönlichkeiten. Dazu zählt Philipp Hübl den Russen Wladimir Putin, den Ungarn Viktor Orbán und den Türken Recep Tayyip Erdoğan. Die Alternative für Deutschland (AfD) lehnt zwar den Internationalismus und damit oft auch den Amerikanismus ab. Sie bewundert aber gleichzeitig Donald Trump für sein autoritäres Auftreten. Einige Forscher beobachten bei den Neuen Rechten eine heimliche Eifersucht gegenüber den islamisch regierten Ländern. Diese sind zwar ihre erklärten Feinde, aber mit ihrer streng patriarchalischen Gesellschaftsform haben sie dennoch eine Vorbildfunktion inne. Die Autoritären sehnen sich nicht nur nach einem starken Herrscher, sondern auch nach einer starken eigenen Nation. Diese sollte auf jeden Fall internationale Bedeutung haben. Philipp Hübl ist Philosoph und Autor des Bestsellers „Folge dem weißen Kaninchen … in die Welt der Philosophie“ (2012).
Machtlose begeistern sich für das Autoritäre
Oft ist das eine Strategie der Kompensation. Wer wenig Bedeutung im eigenen Leben sieht, will wenigstens in einem Land leben, das auf eine glorreiche Geschichte zurückblickt. Daher ist ein solcher Mensch für den Nationalismus empfänglich. Dazu passt auch, dass Björn Höcke des Holocaust-Mahnmal als „Mahnmal der Schande“ betitelt. Und das Alexander Gauland den Nationalsozialismus als „Vogelschiss“ in der der sonst glorreichen deutschen Geschichte betrachtet. Sie wollen in einem ruhmreichen Land leben, das Autorität ausstrahlt.
Die Erinnerung an den von Deutschen organisierten Massenmord an den Juden passt für sie nicht dazu. Oder wie der israelische Psychoanalytiker Zvi Rex bemerkt: „Die Deutschen werden den Juden den Holocaust nie verzeihen.“ Philipp Hübl stellt fest: „Auch in den USA entspringt die Begeisterung für das Autoritäre aus einer gefühlten Machlosigkeit.“ Ein sicherer Indikator dafür, ob ein Amerikaner Donald Trump gewählt hat, war die Zustimmung zu folgender Aussage: „Ich habe keinen Einfluss auf das, was die Regierung tut.“
18 Prozent der Amerikaner gefällt eine Militärdiktatur
Donald Trump hat zwar seit seinem Amtsantritt wenig geändert. Aber er hat mit dem Versprechen Wahlkampf gemacht, den von den Eliten abgehängten eine Stimme zu geben. Nicht Angst um ihr finanzielles Wohlergehen hat die Wähler von Donald Trump angetrieben, sondern tatsächlich der Wunsch nach globaler Dominanz. Daher hat der Wahlkampfslogan „Make America Great Again!“ ihren Nerv getroffen. Weltweit hat autoritäres Denken zwar in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg abgenommen, aber gerade in den letzten Jahren ist es leicht gestiegen.
So meinen zum Beispiel nur noch ein Drittel der Amerikaner unter 35 Jahren, es sei wichtig, in einer Demokratie zu leben. Eine Militärdiktatur würden inzwischen 18 Prozent begrüßen. Im Jahr 1995 waren es nur 7 Prozent. In Deutschland stimmten im Jahr 2018 immerhin 11 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass Deutschland einen „Führer“ benötige, der mit „starker Hand“ regiert. Und 19 Prozent wünschten sich „eine einzige starke Partei, die die Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert“. Quelle: „Die aufgeregte Gesellschaft“ von Philipp Hübl
Von Hans Klumbies