Jeder Mensch stellt eine einzigartige Persönlichkeit dar

Die bedingungslose Ausrichtung des eigenen Leben nach Vorbildern macht erwachsene Menschen zu Marionetten, die leicht zu beeinflussen sind, jedem kontrollierenden Zugriff gehorchen, die aber niemals selbst Verantwortung übernehmen. Reinhard K. Sprenger ergänzt: „Nein, es kann nicht darum gehen, einem Vorbild hinterherzurennen. Es geht darum, glaubwürdig und einzigartig und echt zu sein. Es geht darum, das Vorbild in jedem Einzelnen zu entwickeln.“ Denn jeder Mensch stellt eine einzigartige Persönlichkeit dar. Jeder Mensch darf beanspruchen, in seiner Einzigartigkeit respektiert zu werden. Die Voraussetzung für eine echte Persönlichkeit ist, sich von der ständigen Außenleitung zu lösen und die Verantwortung für das Handeln selbst zu übernehmen. Außerdem sollte man aufhören, anderen um jeden Preis gefallen zu wollen. Reinhard K. Sprenger ist promovierter Philosoph und gilt als einer der profiliertesten Managementberater und Führungsexperte Deutschlands.

Die Einzigartigkeit ist die wahre Quelle eines geglückten Lebens

Jeder Mensch sollte sich wenigsten ein bisschen vom Urteil anderer unabhängig machen. Man muss es nicht immer anderen recht machen. Und man sollte es sich erlauben, den Erwartungen der anderen auch mal nicht zu entsprechen. Außerdem sollte man ab und zu etwas Unerwartetes tun, das nicht dem eigenen Image entspricht. Das befreit ungemein. Niemand kann so großartig sein, dass man ihm die eigene Einzigartigkeit zum Opfer darbringen sollte. Denn Einzigartigkeit ist die wahre Quelle eines geglückten Lebens.

Alle, die in ihrem Leben etwas Herausragendes leisten, eine unverwechselbare Persönlichkeit darstellen, ein „Individuum“ sind, haben sich vor ihren Wurzeln verbeugt – und sich dann von ihnen getrennt. Sie haben die Wirkung des Vorbilds in sich „aufgehoben“. Um jemanden zu ehren, muss man über ihn hinausgehen. Oder wie es der amerikanische Philosoph Ralph Waldo Emerson sagt: „Es kommt in der Erziehung eines jeden Menschen eine Zeit, in der er zur Überzeugung gelangt, dass Neid Unwissenheit, dass Nachahmung Selbstmord ist, dass er in Freud und Leid sich als sein Schicksal akzeptieren muss.“

Im Reich der Fremdbestimmung grassiert die Opferbereitschaft

Im Reich der Fremdbestimmung ist Freiheit eine Illusion. Solange ein Mensch seine Energie von außen bezieht, heißt die Leitwährung „Anpassung“. Das eigene Leben wird bestimmt von „den anderen“. Reinhard K. Sprenger erklärt: „Das sind die Chefs, die Ehepartner, Vorbilder, Autoritäten aller Art, die Pflichten, das Geld, die Umstände, die Verhältnisse, Systeme, Strukturen, der Markt, die Politik, die Mondphasen – sogar die Vergangenheit, gegen die man dann in der Therapiestunde Geisterbahn fährt.“

Im Reich der Fremdbestimmung grassiert die Opferbereitschaft. Das System der Belohnung verändert nicht nur das eigene Handeln, es verändert auf verdeckte Weise auch das eigene Wesen. Je mehr ein Mensch Belohnungen annimmt, desto mehr braucht er sie. Er wird zu einem Sucher von Belohnungen oder zu einem Vermeider von Bestrafungen. Er lebt in der Furcht, nicht belohnt zu werden, fühlt sich nur noch gut, wenn ein anderer sagt, dass er in Ordnung ist, lässt es zu, dass ihn Neid und Missgunst treiben. Quelle: „Die Entscheidung liegt bei dir!“ von Reinhard K. Sprenger

Von Hans Klumbies