Unterdrückung passt nicht mehr in diese Welt

Die Menschheit lebt heute in einer globalisierten und digitalisierten Welt, die immer weiter zusammenrückt. In diese Welt passen die unterdrückenden Systeme nicht nur nicht mehr, sondern die Unterdrückten wehren sich ach stärker dagegen. Hadija Haruna-Oelker fügt hinzu: „Diese Menschen tun das im Foucaultschen Sinn und lassen sich nicht mehr zu Gefangenen unserer Geschicke machen.“ Menschenfeindliche Strukturen sind jedoch hartnäckig und das negative Bild einer Differenz spielt bereits im frühen Kindesalter eine Rolle. Es ist eine große und Generationenaufgabe, diese Situation zu verändern. Deshalb ist es Hadija Haruna-Oelker im Zusammenhang mit der Sozialisation und Prägung wichtig, über Kinder als die zukünftige Generation zu sprechen. Hadija Haruna-Oelker lebt als Autorin, Redakteurin und Moderatorin in Frankfurt am Main. Hauptsächlich arbeitet sie für den Hessischen Rundfunkt.

Kinder haben einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn

Hadija Haruna-Oelker erklärt: „Weil in diesem Stadium des Menschseins angelegt wird, wie wir werden. Zudem waren wir alle einmal Kinder und standen mit unserer Geburt quasi auf der Startlinie, um dann – wenn man es aus marktkritischer Perspektive betrachtet – unterschiedlich weiterzukommen.“ Vielen gelten Kinder als unschuldig, und sie sind es auch. Sie halten Erwachsenen mit ihrem Verhalten einen Spiegel vor. Aus Elternperspektive sieht Hadija Haruna-Oelker, dass sie einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn haben und Benachteiligung für sie eine Rolle spielt.

Sie könnten Vorreiter sein, wenn es um das Verständnis von Gleichberechtigung geht und um die Frage danach, wie sie diesen Prozess des Verstehens unterstützen könnten. Man kann an ihnen beobachten, wie sie Differenz leben. Sie verbalisieren das, was gesellschaftlich verhandelt wird. Schon früh stellen sie Unterschiede zwischen Menschen fest, bewerten diese aber erst, wenn man sie damit codiert. Kinder können schon in sehr jungen Jahren Vorurteile hegen oder rassistisch sein.

Soziale Ungleichheit ist ein Lernprodukt

Das passiert, weil die menschlichen Diskriminierungssysteme tief verwurzelt sind. Soziale Ungleichheit ist für Maisha-Maureen Auma dennoch ein Lernprodukt. Im sozialen Trainingslager Kindergarte und Schule lernen Heranwachsende, sin in Gemeinschaften zu bewegen. Dort erfahren sie Regeln und Ordnungen des Zusammenlebens. Es entstehen gruppendynamische Prozesse, in denen man sie auch ausgrenzt. Schon die Kinder machen die Erfahrung von Hierarchien. Und ihre Identität wird innerhalb politischer Debatten erzeugt, die Erwachsene um sie herum führen.

Hadija Haruna-Oelker erläutert: „Kleine Kinder bringen in ihren Spielen, deren Inhalten und ihrem interaktiven Verhalten diese Erfahrung von Differenz hervor. Sie nehmen wahr, wer mit Macht und Prestige ausgestattet ist, und wiederholen diese Strukturen beispielsweise beim Spielen.“ Für Maisha-Maureen Auma sind Kinder für Macht- und Hierarchiebotschaften empfänglich. Entsprechende Erziehungsbotschaften vermitteln für sie das „So-Sein“ in der sozialen Welt. Quelle: „Die Schönheit der Differenz“ von Hadija Haruna-Oelker

Von Hans Klumbies