Seit 1971 ist keine Währung mehr durch Edelmetall gedeckt

Papier war jahrhundertelang bloß Anweisung auf Geld: Wechsel, die auf bestimmte Münzbeträge ausgestellt wurden. Geld selbst aber war nur die Münze. Erst als Ende des 17. Jahrhunderts ein privates Konsortium von Kaufleuten die Bank von England gründete, die sich erbot, die Schulden des Königs zu bezahlen, wenn ihr dafür gestattet würde, diese Schulden in Papier darzustellen und unter königlichem Schutz als nationale Banknoten kursieren zu lassen, da entstand das Modell der modernen Zentralbank – mit dem Privileg, nationales Papiergeld zu drucken. Christoph Türcke fügt hinzu: „Zunächst nur so viel, wie Münzen an den König bezahlt worden waren. Papier sollte immer nur Münzen repräsentieren und durch sie gedeckt sein.“ Prof. Dr. Christoph Türcke war bis zu seiner Emeritierung 2014 Professor für Philosophie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig.

Die Banken verfolgten schon immer das Prinzip der Teildeckung

Aber wirklich befolgt wurde das nie. Banken brachten stets mehr Papier in Umlauf, als sie Metall im Keller hatten. Sie verfolgten von Anfang an das Prinzip der Teildeckung. Sie setzten darauf, dass nie alle Kunden zur gleichen Zeit für ihre Papiernoten Münzen verlangen würden. Wenn dieser Fall eintrat, war die Bank pleite. Und bis heute gilt: Keine Bank übersteht einen Bankrun. Keine hat so viel im Portfolio, dass sie allen Kunden zur gleichen Zeit ihre Einlagen ausbezahlen könnte. Und doch bliebt zunächst undenkbar, dass Papiernoten etwas anderes sein könnten als Repräsentanten von Münzen aus Edelmetall.

Die Münzen blieben vorerst das „bessere Geld“. Ihr Wert wirkte über alle Grenzen der Kulturen und Konfessionen hinweg fort, so dass noch im 19. Jahrhundert, als das Papiergeld längst überhandgenommen hatte und offensichtlich war, dass der globale Geldbedarf durch Münzen nicht entfernt mehr zu decken war, eine internationale Staatengemeinschaft sich auf den Goldstandard einigte und ihn als Grundlage des friedlichen Austausches zwischen zivilisierten Völkern erachtete. Als der Goldstandard etabliert wurde, war er im Grunde bereit überholt.

Die Zentralbanken sind zu Global Players aufgestiegen

Und doch klammerte sich die Weltökonomie noch ein ganzes Jahrhundert an ihn und suchte ihn nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg unter immer neuen Konditionen wiederzubeleben. Christoph Türcke ergänzt: „Erst 1971 gaben die USA die Bindung des Dollars ans Gold endgültig auf. Seither ist keine Währung mehr durch Edelmetall gedeckt. Währungen stellen sich nur noch in Papier oder in Pixeln dar, und Münzen sind nur noch Kleingeld.“ Die Zentralbanken bestimmen die Geldmenge, die sie in Umlauf bringen, nicht mehr nach der Goldmenge, über die sie zufällig verfügen, sondern allein nach ökonomischen Ermessen.

Das Ende des Goldstandards war ein einschneidendes Ereignis. Die Bevölkerung hat ihn allerdings kaum bemerkt, aber mitgetragen. Seither ist das internationale Geldvolumen explosionsartig angeschwollen – und auch die Macht der Zentralbanken. Eigentlich sind sie ja bloß „Nichtregierungsorganisationen“ (NGOs), die für eine stabile Währung sorgen sollen. Aber in dieser Rolle sind sie zu Global Players aufgestiegen. Christoph Türcke stellt fest: „Zwar inszenieren sie sich als vornehmste Diener der Geldwirtschaft. Aber in gewisser Hinsicht stehen sie auch über dem Geld.“ Quelle: „Über Gott und die Welt“ von Konrad Paul Liessmann (Hrsg.)

Von Hans Klumbies