Aristoteles entwickelt das wissenschaftliche Denken

Um andere Menschen zu überzeugen, braucht man mehr als Einsicht und Enthusiasmus. Aristoteles (384 – 322 v. Chr.), der Meisterschüler Platons, begründet daher die Wissenschaften, die dem vernunftorientierten Menschen mit ihren Definitionen, Beobachtungen und Schlussfolgerungen zur Anerkennung der gefundenen Wahrheiten zwingender scheinen. Ludger Pfeil erklärt: „Er geht im Gegenteil von Platon von dem aus, was wir durch unsere Sinne erfahren können, wird zum unermüdlichen Sucher, ja geradezu zum Süchtigen nach Wissen und schafft damit wesentliche Grundlagen des wissenschaftlichen Denkens.“ Durch die Einteilung der Welt in Kategorien wie Substanz, Quantität, Qualität, Ort, Zeit und Wirkung, versucht Aristoteles, Ordnung in die vielfältigen Erscheinungen der Welt zu bringen und diese zu klassifizieren. Der Philosoph Dr. Ludger Pfeil machte nach seinem Studium Karriere in der Wirtschaft als Projektleiter und Führungskraft und ist als Managementberater tätig.

Aristoteles entwickelt die Logik des „Syllogismus“

In einem seiner Lehrbücher des logischen Denkens beschreibt Aristoteles die Grundstruktur jeder Definition als spezifische Unterscheidung vom naheliegendsten allgemeineren Oberbegriff: Der Mensch ist das Tier, das politische Gemeinschaften bildet. Aristoteles unterscheidet allgemeingültige und spezifische Urteile, Notwendigkeit und Möglichkeit. Er stellt die gültigen Formen des Schließens zusammen und erläutert ihren Zusammenhang im Beweis: „Wenn alle Menschen sterblich sind und Sokrates ein Mensch ist, wird auch er sterben müssen.“ Zu dieser bitteren Erkenntnis zwingt die erbarmungslose Logik des „Syllogismus“.

Die von Aristoteles als Lehre vom richtigen Schließen entwickelte und auf den ersten Blick unscheinbar wirkende „Syllogistik“, die aus zwei Vordersätzen (den Prämissen) einen Nachsatz (die Konklusion) folgert, ist eine scharfe intellektuelle Waffe. Sosehr sich die einzelnen Wissenschaften in ihren speziellen Verfahren unterscheiden, gelten dennoch für alle bestimmte Grundsätze („Axiome“). Der „Satz vom Widerspruch“ schließt paradoxerweise diesen selbst aus: Nichts ist gleichzeitig der Fall und nicht der Fall. Einander widersprechende Urteile können nicht gleichzeitig wahr sein.

Manche Schriften des Aristoteles` sind bis heute aktuell

Und der „Satz vom ausgeschlossenen Dritten“ besagt, dass entweder etwas der Fall ist oder nicht. Ein Dazwischen gibt es nicht. Eine Aussage gilt, oder sie gilt nicht. Ein Überzeugungsdenker will sogar bei unwillkommenen Wahrheiten nichts in der Schwebe lassen. Aristoteles untersuchte mit seinen Methoden vielfältige Bereiche der Welt und des Lebens. Er wandte sie in der Astronomie, Biologie und Physik ebenso erfolgreich wie auf politischen und literarisch-rhetorischen Gebieten an. Auf seine Erkenntnisse konnten Generationen von Wissenschaftlern und Philosophen aufbauen.

In der Ethik beschäftigen seine Herleitungen der Tugenden aus dem Streben der Menschen nach Glück und seine Vorstellung vom guten Leben in der Gemeinschaft die Philosophen bis in die Gegenwart. Aristoteles` Schriften merkt man ihr Alter in ihrer frisch zupackenden Art nicht an. Ludger Pfeil erläutert: „Bei seinem schnörkellosen Gedankenaufbau fällt es einem schwer, sich seinen Schlussfolgerungen zu entziehen, ohne sich dem Vorwurf der Irrationalität auszusetzen.“ Diesen Zwang bekommt auch Platon zu spüren. Dessen esoterisch anmutende Ideenlehre erscheint seinem Schüler zu abgehoben und zu wenig empirisch fundiert. Die Freundschaft zum Lehrer muss der Freundschaft zur Wahrheit weichen. Quelle: „Du lebst, was du denkst“ von Ludger Pfeil

Von Hans Klumbies