Ein Mensch ist das Produkt seiner Entscheidungen

Die Sache mit der Wahlfreiheit ist sehr komplex. Denn sie kommt immer zwingend im Pakt mit der Verantwortung daher. Anja Förster und Peter Kreuz erklären: „Entscheiden, handeln, frei sein, das geht nicht, ohne verantwortlich zu sein. Denn ob wir Ja oder Nein sagen oder via Nichtentscheiden in den Verhaltensmodus zurückfallen: so oder so tragen wir die Verantwortung dafür.“ Und wenn man sagt: „Oh, das habe ich aber nicht gewusst.“ Dann ist man auch dafür verantwortlich, es nicht gewusst zu haben. Die Verantwortung anzunehmen bedeutet, damit aufzuhören mit dem Finger reflexartig auf andere zu zeigen. Mit anderen Worten, man wird keinen Schuldigen finden. Man wird sich nicht empören können. Man wird sich nicht dahinter zurückziehen können, dass irgendein anderer seiner Verantwortung nicht gerecht geworden ist. Anja Förster und Peter Kreuz nehmen als Managementvordenker in Deutschland eine Schlüsselrolle ein.

Viktor Frankl entwickelte das Prinzip der Proaktivität

Man ist gezwungen, mit dem Finger auf sich selbst zu zeigen. Und das ist dann der Zeitpunkt, an dem viele Menschen der Mut verlässt. Viktor Frankl entwickelte das Prinzip der Proaktivität, das weit mehr bedeutet, als die Initiative zu ergreifen. Er meinte damit die bewusste Steuerung des eigenen Verhaltens unabhängig von äußeren Einflüssen, indem das Schema von Reiz und darauf folgender Reaktion durchbrochen wird. Den Raum zwischen Reiz und Reaktion zu nutzen, das ist das Kernstück von Proaktivität.

Anja Förster und Peter Kreuz erläutern: „Sich nicht unmittelbar aus einer Emotion heraus zu verhalten, sondern kurz „Stopp!“ zu sagen und sich zu fragen: „Was will ich eigentlich, was soll das gewünschte Ergebnis sein?“ Und dann finden wir statt einer Reaktion eine Antwort.“ Das ist der tiefere Sinn von Verantwortung – den Reiz in eine Antwort umzuwandeln, nicht nur in eine Reaktion. Stephen Covey schreibt: „Wir sind weder ein Produkt der Natur noch unserer Erziehung, sondern ein Produkt unserer Entscheidungen, denn zwischen Reiz und Reaktion gibt es immer einen Raum.“

Viele Menschen geben die Verantwortung freiwillig ab

Das kommt laut Anja Förster und Peter Kreuz nicht überall gut an. Der Determinismus, der in letzter Konsequenz jede Wahlfreiheit leugnet, ist tief in unserer Gesellschaft verankert. Manchmal heißt er Vorsehung oder Schicksal. Für viele Menschen steht fest, dass sie nicht frei entscheiden können. Sie glauben nicht daran, verantwortlich zu sein. Das bedeutet: Alle Menschen, deren Weltbild eher deterministisch geprägt ist, geben die Verantwortung freiwillig ab. Der große Vorteil für Herrscher und Staaten ist dabei: Diese Menschen werden regierbar.

Wenn man ihnen nur lange genug ins Ohr säuselt, dass es doch klar ist, dass sie es allein niemals schaffen, dann wird daraus die felsenfeste Überzeugung, dass der Mensch jemanden braucht, der ihm sagt, wo es langgeht: der Staat, das Amt, der Chef. Viele Menschen hängen sogar in unangenehmen Situationen fest, sehen das ganz bewusst und billigen sich dennoch nicht das Recht zu, diese zu ändern. Sie verschenken dabei so viel Potential, weil sie sich nicht trauen, die ausgetrampelten Pfade zu verlassen. Quelle: „Nein“ von Anja Förster und Peter Kreuz

Von Hans Klumbies