Anja Förster und Peter Kreuz stellen die drei Gesichter des Nein vor

Warum es für viele Menschen so schwierig ist, das Nein auszusprechen, ist im Kern auf das Spannungsverhältnis zwischen der Ausübung von Macht und der Pflege von Beziehungen zurückzuführen: Sie wollen ja niemanden vor den Kopf stoßen! Anja Förster und Peter Kreuz erklären: „Macht ausüben ist ein zentraler Bestandteil des Neinsagens, belastet in der Regel aber die Beziehung. Die Beziehung zu pflegen kann aber die eigene Macht schwächen.“ Diesem Dilemma begegnen die meisten Menschen mit drei Strategien ihres Verhaltens: anpassen, angreifen oder ausweichen – wie William Ury in „Nein sagen und trotzdem erfolgreich verhandeln“ schreibt. Anpassung bedeutet: Man sagt Ja, wenn man eigentlich Nein sagen will. Das heißt, man opfert seine eigenen Interessen der Beziehung, die man unbedingt erhalten will. Anja Förster und Peter Kreuz nehmen als Managementvordenker in Deutschland eine Schlüsselrolle ein.

Angreifen ist der direkte Gegenentwurf zum Anpassen

Mit einem Ja, das sich nicht gut anfühlt, erkauft man sich einen brüchigen, temporären Frieden. Nur gibt es ein Problem dabei: Am Ende bereut man alles. Hätte man stattdessen angreifen sollen? Anja Förster und Peter Kreuz erläutern: „Angreifen bedeutet, wir sagen auf unangemessene Weise Nein. Es ist der direkte Gegenentwurf zum Anpassen: Die Beziehung wird der Macht geopfert. Wir handeln nicht aus Angst wie bei der Anpassung, sondern im Zorn. Wir rennen geradewegs in den Konflikt.“ So ist man möglicherweise wütend, weil jemand anderes einen verletzt hat oder überzogenen Forderungen an einen hat.

Vielleicht ist ein Mensch auch frustriert über die Situation. Und dann schlägt er zurück: Er sagt auf eine Weise Nein, die den anderen verletzt und die Beziehung belastet. William Ury schreibt: „Der Kern eines destruktiven Konflikts auf der Welt – sei er nun groß oder klein – ist ein Nein.“ Und das wird man eines Tages bereuen: Wäre man also besser ausgewichen? Ausweichen bedeutet Vermeidungsverhalten. Man sagt lieber gar nichts. Weder Ja noch Nein. Man legt sich nicht fest. Man hält lieber den Mund und versucht den Status Quo zu bewahren.

Menschen mit einer klaren Haltung sind selten

Anja Förster und Peter Kreuz ergänzen: „Aber das heißt nur, dass ein anderer oder Sie selbst zu einem späteren Zeitpunkt die Konsequenzen tragen werden. Vielleicht verlagert sich das Problem, aber niemand wird es für Sie aus der Welt schaffen.“ Egal, wie die Sache ausgeht, was auf jeden Fall auf der Strecke bleibt, ist die persönliche Selbstachtung. Und man wird auch diese Strategie bereuen. Die Kombination aller drei Strategien kann man in der Politik bestens beobachten. Es wird gestritten und gezankt, Probleme werden ausgesessen, wichtige Entscheidungen werden geopfert – es wird taktiert, abgewartet und angegriffen.

Dieselben Kombinationen aus allen drei Strategien findet man in so manchen Paarbeziehungen und Familien. Und natürlich in vielen Unternehmen mit mieser Betriebskultur. Man findet mühelos die Typen von Menschen, die ständig zwischen den drei Verhaltensweisen pendeln: anpassen, angreifen und ausweichen. Aber Menschen mit einer klaren Haltung, die ihre Meinung so artikulieren können, dass sie die anderen mitnehmen, findet man dort nur selten. In der typischen, mittelmäßigen Unternehmenskultur geht es wie in der Politik fast immer nur um Beziehungen und Macht. Quelle: „Nein“ von Anja Förster und Peter Kreuz

Von Hans Klumbies

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