Albert Schweitzer war nicht nur der weltberühmte Missionsarzt im Tropenhospital von Lambarene. Er war viel mehr, er war ein Rebell, ein Kulturphilosoph, ein Kämpfer für den Frieden sowie ein Universalmensch. Er schrieb Bücher über Theologie, Philosophie und Musik, beschäftigte sich mit der historischen Erforschung des Leben Jesu und der Lehre des Apostel Paulus, dem Wesen der Bachschen Musik, den Philosophen Indiens und der Weltanschauung Johann Wolfgang von Goethes und Immanuel Kants. Seinen eigentlichen Beruf sah er aber darin, das Wesen der europäischen Kultur und Ethik zu erforschen.
Der Mensch ist verpflichtet, die Erde zu einem Reiche Gottes zu machen
Albert Schweitzer begriff sich als ein Mensch, der dazu verpflichtet war, die Welt des menschlichen Lebens hier auf Erden mehr und mehr mit dem Geiste Gottes zu erfüllen, die Erde selbst zu einem Reiche Gottes zu machen. Seine Weltanschauung ethischer Welt- und Lebensbejahung stand immer unter dem Motto: Ehrfurcht vor dem Leben. Eine humane Zivilisation ist seiner Meinung nur dann möglich, wenn der Mensch aus seinem Eigensein heraustritt, die Fremdheit den anderen Menschen gegenüber ablegt und alles miterlebt und mit leidet.
1951 erhielt Albert Schweitzer in der Frankfurter Paulskirche den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Mit der Dankesrede eröffnete er seinen Kampf gegen die Gefahr eines neuen Weltkrieges, den er bis zu seinem Lebensende nicht mehr aufgab. Die atomare Bedrohung wurde für ihn dabei zur Hauptsorge. 1952 bekam er den Friedensnobelpreis, der ihm gestattete jederzeit Verlautbarungen über den Sender Oslo zu schicken. Am 23. April 1957 richtete er einen Appell gegen die Atomwaffen-versuche in der Atmosphäre, der über 140 Rundfunkstationen in die ganze Welt verbreitet wurde.
Albert Schweitzer wollte im Geiste Jesu etwas Kleines tun
Der Universalmensch Albert Schweitzer zeichnete sich im privaten Umgang durch eine Lebensfreude, die Bereitschaft zu oft derben Scherzen, persönlicher Wärme und Zuneigung aus. Er sprach nie von oben herab aus der Distanz, sondern so, dass sich sein Gegenüber als Nächster fühlte. Genau so war sein Umgang mit den Kranken in Lambarene. Keiner der Patienten war für ihn nur eine Nummer, alle fühlten sich von Papa Docteur verstanden.
Albert Schweitzer wurde oft dafür kritisiert, dass er mit 30 Jahren seine theologische Karriere aufgegeben habe, um Medizin zu studieren und dann im Urwald zu verschwinden. Der Tropenarzt wollte einfach kein Professor der Theologie werden, sondern einfach Mensch werden und im Geiste Jesu etwas Kleines tun.
Im Kleinen ist Albert Schweitzer sehr viel gelungen. Sein eigenes Leben aber dürfte die Krönung aller seiner Bemühungen gewesen sein. Durch sein Beispiel zeigte er, wozu ein Mensch fähig sein kann, wenn er nicht nur vom Ehrgeiz zerfressen ist und seinen Müßiggang und seine Ängste besiegt.
Kurzbiographie: Albert Schweitzer
Albert Schweitzer wurde am 14. Januar 1875 in Kaysersberg bei Colmar geboren. Nach dem Studium der Theologie arbeitete er ab 1899 als Hilfsprediger an St. Nicolai in Straßburg. Seit 1902 war er gleichzeitig Dozent für das Neue Testament. 1905 begann er ein Medizinstudium und gründetet 1913 in Lambarene als Missionsarzt ein Tropenhospital.
1924 errichtete er ein größeres Hospital, das nach drei Jahren Bauzeit fertig gestellt werden konnte. Bis zu seinem Tod wirkte er in Lambarene. Seine Tätigkeit wurde nur von Vortragsreisen unterbrochen, die ihn in die ganze Welt führten. 1951 erhielt er den Friedenspreis des deutschen Buchhandels, ein Jahr später den Friedensnobelpreis. Albert Schweitzer starb am 4. September 1965 in Lambarene.
Von Hans Klumbies
coole seite