Sobald „Wenn-dann-Pläne“ automatisiert werden, fällt es leichter das Verhalten zu kontrollieren. Solche Umsetzungspläne funktionieren nicht nur, wenn das „Wenn“ aus der äußeren Umgebung stammt, wenn zum Beispiel der Wecker läutet oder wenn ein Mensch eine Bar betritt. Die Umsetzungspläne gelingen auch, wenn der Auslösereiz ein innerer Zustand ist, wenn beispielsweise eine Person auf etwas Lust hat, wenn sie sich langweilt, wenn sie besorgt ist oder wenn sie wütend ist. Dadurch, dass man Umsetzungspläne aufstellt und immer wieder übt, kann man sein emotionales System dazu bringen, reflexartig wie gewünscht zu reagieren, sobald der Auslösereiz erscheint. Walter Mischer erklärt: „Mit der Zeit entsteht eine neue Assoziation oder Gewohnheit, wie das Zähneputzen vor dem Zubettgehen.“ Walter Mischel gehört zu den wichtigsten und einflussreichsten Psychologen der Gegenwart.
Der Mensch ist genetisch „vorprogrammiert“
In seinen Marshmallow-Experimenten konnte Walter Michel zeigen, wie Kinder erfolgreich Belohnungen aufschieben und Verlockungen widerstehen können, und wie sich Unterschiede bei dieser Fähigkeit im weiteren Leben auswirken. Seit Jahrhunderten tobt ein Streit: Was wirkt sich stärker auf einen Menschen aus, die Gene oder die Einflüsse aus der Umwelt? Wissenschaftler wie B. F. Skinner waren beispielsweise der Auffassung, Neugeborene kämen gleichsam als unbeschriebenes Blatt auf die Welt, dem die Umwelt ihren Stempel aufdrückt.
Dies geschieht seiner Meinung nach überwiegend durch die Belohnungen beziehungsweise Verstärkungen, die dem Kind von der Umwelt verabreicht werden. Auf diese Weise präge sich die Persönlichkeit eines Menschen heraus. Ab den Sechzigerjahren rückten die Wissenschaftler immer mehr von der Vormachtstellung der Umwelteinflüsse ab. In den Siebzigerjahren kam es zu einem Paradigmenwechsel, als Noam Chomsky und viele andere Sprach- und Kognitionsforscher nachwiesen, dass ein Großteil dessen, was das spezifisch Menschliche ausmacht, genetisch „vorprogrammiert“ ist.
Säuglinge sind geborene Buchhalter
Zunächst diskutierten diese Wissenschaftler über die Sprachentwicklung bei Kleinkindern. Walter Mischel erklärt: „Man konnte nachweisen, dass die elementaren grammatischen Strukturen, die der Sprachfähigkeit zugrunde liegen, angeboren sind, obgleich selbstverständlich Lernprozesse und das soziale Umfeld darüber entscheiden, ob ein Säugling später Hochdeutsch oder Mandarin spricht.“ Das Neugeborene kommt also keineswegs als unbeschriebenes Blatt zur Welt, sondern mit einem tief verankerten grammatischen Code.
Die Liste dessen, was Babys von Geburt an auf die Welt mitbringen, wird mit jedem Jahr länger und erstaunlicher. Elizabeth Spelke von der Harvard University, die das Gehirn und das Bewusstsein von Babys erforscht, hat zum Beispiel herausgefunden, dass Säuglinge geborene Buchhalter sind, die bereits ein erstaunlich gutes Zahlen- und auch geometrisches Verständnis haben, zumindest, wenn sie sich in dreidimensionalen Räumen zurechtfinden wollen, um darin versteckte Verlockungen zu entdecken. Quelle: „Der Marshmallow-Test“ von Walter Mischel
Von Hans Klumbies
Hey, guter kurzer Artikel über ein Lieblingsthema von mir.
Ich denke, dass Gewohnheiten am stärksten zum langfristigen Erfolg beitragen. Ohne sie geht nicht viel.
Unter http://learning-man.de/gewohnheiten-bilden habe ich über Gewohnheiten geschrieben und gebe noch einige Tipps für die nachhaltige Bildung der Gewohnheiten.
Schau einfach mal vorbei, wenn du Zeit hast.
Schöne Grüße
Michael