Thomas Mayer erzählt in seinem Buch „Russlands Werk und Deutschlands Beitrag“ die deutsch-russische Geschichte bis zum Ukraine-Krieg. Er beschreibt das Geschehen anhand der Biografien von Angela Merkel und Wladimir Putin. Auf ihre Weisen waren die beiden Politiker Repräsentanten einer Zeit des unechten Friedens. Thomas Mayer hat ein Buch geschrieben, das deutlich macht, wie sehr die liberale Demokratie des Muts bedarf. In den frühen Morgenstunden des 24. Februars überfielen die Truppen des russischen Präsidenten Wladimir Putin die Ukraine. Der Berliner Politikbetrieb war geschockt. Die Vorhersage des Angriffs durch die US-amerikanischen Nachrichtendienste hatte man als Kriegsgeheul beiseitegeschoben. Nun war man fest davon überzeugt, dass die ukrainischen Truppen dem Überfall ein paar Stunden oder höchstens wenige Tage standhalten könnten. Der promovierte Ökonom Thomas Mayer leitet das Research Institute der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch.
Angela Merkels Politik hat ein träges und fettes Deutschland hervorgebracht
Angela Merkel und Wladimir Putin haben in ihren Ländern nach dem Zusammenbruch des Sowjetimperiums herrschenden Zeitgeist in Politik umgesetzt. Merkel hat das neurotische Verlangen eines durch Naziherrschaft und verbrecherischen Angriffskrieg traumatisierten Volkes nach moralischer Erhöhung und bedingungslosem Frieden bedient. Putin hat den Phantomschmerz der russischen Seele über den Zerfall des Sowjetimperiums als Auftrag gesehen, wieder ein russisches Imperium herzustellen.
Wladimir Putin hat mit der Verfolgung seines Ziels der Wiederbelebung eines russischen Imperiums seine eigenen Erfolge bei der ökonomischen Konsolidierung der Russischen Föderation zerstört. Und Angela Merkel hat mit ihrer am Zeitgeist orientierten Politik ein fettes und träges Deutschland entstehen lassen. Dieses Land ist in hohem Maße militärisch von Russland, wirtschaftlich von China und finanziell von der Europäischen Union erpressbar geworden. Folglich erzählt dieses Buch ihre Geschichte aus der Sicht des Ökonomen.
Die „German Angst“ hatte sich zurückgemeldet
Seit der deutschen Revolution von 1848/1849 hatten die Deutschen zwar viel gekämpft, aber nie wieder für die Freiheit. Und nach dem Zweiten Weltkrieg wollten sie nie wieder kämpfen, für gar nichts. Folglich meldeten sich die Bedenkenträger und die alte Garde der bedingungslosen Pazifisten schnell zu Wort. In einem offenen Brief an den Bundeskanzler Olaf Scholz forderten sie mehr oder weniger die Unterwerfung der Ukraine unter den russischen Aggressor. Die „German Angst“ hatte sich zurückgemeldet.
Thomas Mayer stellt fest: „Durch Zögerlichkeit und Mutlosigkeit gegenüber Diktatoren hat Deutschland während der Kanzlerschaft von Angela Merkel die Rückkehr Russlands als aggressiver Nachfolger der Sowjetunion auf die Weltbühne erleichtert.“ Der Autor fordert einen neuen „Ruck“ durch die ganze Gesellschaft Deutschlands – gegen die Angst, für die Freiheit und die innere Erneuerung. Neben der militärischen Nachrüstung muss seiner Meinung nach die marode öffentliche Infrastruktur saniert und ein Ausweg aus dem Euro-Inflationssumpf gefunden werden.
Russlands Werk und Deutschlands Beitrag
Wie Putins und Merkels Politik uns zum Verhängnis wurden
Thomas Mayer
Verlag: ecoWing
Gebundene Ausgabe: 207 Seiten, Auflage: 2023
ISBN: 978-3-7110-0322-5, 26,00 Euro
Von Hans Klumbies