So helfen Eltern ihren Kindern bei der Entdeckung der Welt

Kinder wollen begeisterte Eltern. Allein das gemeinsame Beobachten des Sonnenaufgangs kann für sie zum spannenden Ereignis werden. Andreas Salcher stellt fest: „Die größte Falle für Eltern ist die eigene Erschöpfung und die Delegation ihrer Erziehungsverantwortung an YouTube, wo sie ihre Kinder stundelang Videos anschauen lassen.“ Dabei kommt kein Naturfilm an die Faszination der realen Erfahrung einer Begegnung mit einem Tier im Wald heran, dieses zu entdecken, ihm zu lauschen und es vielleicht sogar ganz nah zu beobachten. Die Aufgabe der Eltern besteht darin, Kindern aus der Versagensangst zu helfen, wenn sie zu früh aufgeben wollen, weil sie sich für zu dumm, zu klein oder zu unbegabt halten. Die Botschaft „Wir fallen nieder, damit wir lernen, wieder aufzustehen“ können nur Eltern vermitteln. Dr. Andreas Salcher ist Unternehmensberater, Bestseller-Autor und kritischer Vordenker in Bildungsthemen.

Kinder können nur selbst lernen

„Um uns in der Welt schrittweise einquartieren zu können, sind wir darauf angewiesen, dass man sie uns zeigt“, schreibt Donata Elschenbroich in ihrem Bestseller „Weltwissen der Siebenjährigen“. Die Autorin betont die Wichtigkeit am Experimentieren und am Abenteuer, die Welt zu entdecken. Dazu gehören Dinge wie Sahne zu schlagen, eine Batterie auszuwechseln, einen Schneemann zu bauen, bei einer fremden Familie zu übernachten, ein Museum zu besuchen oder über einen Friedhof zu spazieren.

Kinder können nicht belehrt werden, sie können nur selbst lernen. Dabei brauchen sie allerdings andere Menschen. Ohne Mitspieler, Zuhörer, Mutmacher erlahmt der natürliche Forschungsdrang. Ihre Vorschläge, die Donata Elschenbroich in unterschiedlichen Kulturen gesammelt hat, versteht sie nicht als Patentrezepte: Jedes Kind sollte schon einmal ein Baby massiert, ein chinesisches Schriftzeichen geschrieben, auf der Bühne gestanden haben. Es sollte einen Streit aus zwei Positionen erzählen können und wissen, was Heimweh ist.

Der demokratische Erziehungsstil ist der bestmögliche

Über die richtige Balance zwischen Führung und Selbsterfahrung haben sich Eltern und Experten seit Jahrhunderten die Köpfe eingeschlagen. Letztlich kristallisierten sich vier Erziehungsstile heraus. Heute kann die Wissenschaft, basierend auf einer Vielzahl von Studien, eindeutig empfehlen, welcher Stil der Günstigste ist. Dabei geht es um das Verhältnis von Zuwendung und Kontrolle. Stil 1: „Wie die Zucht, so die Furcht“ oder der autoritäre Erziehungsstil: Dieser zeichnet sich durch hohe Kontrolle und wenig Zuneigung aus.

Stil 2: Der Laissez-faire-Erziehungsstil: Es herrschen hohe Toleranz und Akzeptanz für das kindliche Verhalten. Stil 3: Das Modell „Pippi Langstrumpf“ oder der vernachlässigende Erziehungsstil. Die Eltern geben wenig Zuwendung und üben auch keine Kontrolle aus. Stil 4: Der demokratische Erziehungsstil: Seit 40 Jahren beweisen Studien, dass dieser der bestmögliche ist, sagen die beiden Entwicklungspsychologinnen der Universität Wien, Ursula Kastner-Koller und Pia Deimann: „Er verbindet hohe Zuwendung mit altersangepasster Kontrolle. Es werden Freiräume zur Selbsterfahrung definiert und auch ausgeweitet, Überforderungen durch Erfahrungen, die noch nicht bewältigt werden können, aber verhindert. Quelle: „Das ganze Leben in einem Tag“ von Andreas Salcher

Von Hans Klumbies