Die Macht muss umsichtig kontrolliert und begrenzt werden

In fast allen seinen Büchern erkundet der britische Bestsellerautor Robert Harris die Natur der Macht und sagt dazu folgendes: „Ich war schon immer interessiert an Geschichte und Politik. Diese Faszination hat sich nicht geändert, als ich mich entschloss Schriftsteller zu werden. Das ist mein Gebiet.“ Robert Harris denkt, dass Macht so etwas wie Plutonium ist, ein unglaublich starkes Element und höchst destruktiv, wenn man ihm zulange ausgesetzt ist. Deshalb muss Macht umsichtig kontrolliert und begrenzt werden. Robert Harris erklärt: „Bei uns im Westen kann Macht glücklicherweise nur schrittweise verschoben werden.“ Aber zum Beispiel im Römischen Reich konnten wenige Menschen, oder auch nur einer, die Macht komplett an sich reißen. Robert Harris debütierte 1992 mit dem Roman „Vaterland“. Es folgten Bestseller wie „Enigma“, „Ghost“ und „Angst“. Mit „Dictator“ legt er gerade den Abschluss einer Cicero-Trilogie vor.

Unter Umständen muss selbst die Freiheit begrenzt werden

der Gegenwart beschweren sich dagegen viele Menschen darüber, dass die meisten Politiker eher kleine und langweilige Figuren sind. Aber die Gesellschaft hat sie auch dazu gemacht. Die Römer haben laut Robert Harris die Vorlage geliefert, wie Macht in einer hoch entwickelten Gesellschaft eingesetzt wird, in der Faktoren wie die öffentliche Meinung, der Senat, die Gesetzgebung, die Wahlen und die Amtsbegrenzung ihren Einfluss hatten. Die Gesellschaften des Westens spiegeln sich nich immer darin – natürlich an der Republik, nicht am Reich.

Nach Caesars Tod haben seine Mörder den Moment verstreichen lassen und es versäumt, auch Marcus Antonius zu ermorden. Sie waren naiv. Sie dachten, allein mit der Ermordung Caesars könnten sie die Probleme lösen, würde sich die Republik quasi von selbst wieder herstellen. Robert Harris erklärt: „Sie hatten nicht bedacht, dass die Gesellschaft, die sie wollten, nur mit Gewalt wieder eingeführt werden konnte. Genau das berührt auch das Dilemma, das Ciceros Leben bestimmt: Um die Freiheit zu verteidigen, muss man unter Umständen auch die Freiheit begrenzen.“

Assad wird zuerst fallen

Die Cicero-Trilogie von Robert Harris handelt auch von der Macht der Worte. Damals war die Redefähigkeit für einen politischen Menschen wichtiger als heute. Die Gesellschaft in Rom bestand aus viel weniger Einwohnern und die Kommunikationsmittel waren in viel geringerer Anzahl vorhanden. Robert Harris betont: „Eine große Rede konnte viel bewegen. Heute kann man sich schwer vorstellen, dass ein Politiker mit einer großen Rede das Steuer noch herumreißt. Die Nachrichtenmedien interessieren sich nicht für lange Reden.“

Das politische Schlachtfeld hat sich verschoben von der großen Rede zum Bild, zur Werbung, zum Infoschnipsel. Die Politik ist immer auch eine Geschichte von Aufstieg und Fall. Robert Harris glaubt, dass unter den aktuell agierenden Politikern höchstwahrscheinlich Assad derjenige ist, der zuerst fällt. Robert Harris fügt hinzu: „Und dann Merkel, aber freiwillig. Putin hat noch eine lange Zeit der Macht vor sich. Ich war letzte Woche in St. Petersburg und habe den Eindruck, dass er äußerst populär ist.“ Quelle: Abendzeitung

Von Hans Klumbies