Die Menschheit führt Krieg gegen die Natur

Ein Freund von Philipp Blom sagt: „Dies ist ein Krieg. Wir erobern und okkupieren ein Territorium und beuten es aus und zerstören, was da ist.“ Niemand hält die Umweltzerstörer auf, denn die, die es verteidigen müssten, sind noch nicht geboren. Die Menschheit führt einen Krieg gegen die Zukunft. Philipp Blom bestätigt diese These: „Die Menschheit baut mehr Rohstoffe ab denn je, verbraucht jedes Jahr mehr Erdöl, produziert Jahr für jahr mehr CO2. So viel, dass die vorausgesagten Veränderungen natürlicher Systeme längst Realität geworden sind.“ Es wird heißer, die Naturkatastrophen häufen sich, das Polareis schmilzt rapider ab, die Meeresspiegel steigen an. All dies ist innerhalb kürzester Zeit geschehen. Auch ein Vergleich mit 1970 sagt schon genug. Philipp Blom studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford.

Seit 1970 hat sich der Erdölbedarf fast verdoppelt

Im Jahr 1970 wurden weltweit 35 Millionen Tonnen Plastik produziert, im Jahr 2015 waren es 381 Millionen Tonnen. Mehr als zehnmal so viel. Allein 2016 wurden weltweit 480 Milliarden PET-Flaschen verkauft. Das sind 20.000 pro Sekunde. Dieser Müll wird um den ganzen Globus geschickt, um entsorgt oder recycelt zu werden. Seit 1970 hat sich der weltweite Erdölbedarf fast verdoppelt und steigt jährlich weiter an. Und das, obwohl gleichzeitig wesentlich mehr alternative Energien zur Verfügung stehen.

Dreieinhalb Milliarden Menschen teilten sich vor 50 Jahren die Ressourcen dieses Planeten. Inzwischen sind es fast acht Milliarden. Die sprunghaft in die Höhe schnellende Erdölförderung war buchstäblich die Quelle dieses rasanten Wachstums. Dies weitete sich auch auf andere Ressourcen aus: auf Beton, Metalle, landwirtschaftliche Produkte wie Palmöl oder Soja. Um Letztgenannte anzubauen, rodet man häufig intakte Regenwaldgebiete. Technologie und Märkte erlaubten den Menschen einen Lebensstandard wie niemals zuvor.

Es droht ein globaler Kollaps der Biodiversität

Dabei hinterließ die Menschheit allerdings auch nie dagewesene Schäden und Zerstörungen. Das weitere Vordringen der Zivilisation in unberührte Gebiete führt zu verheerenden Rodungen, Monokulturen und zum Einsatz von Pestiziden. Es kommt zu einer Versiegelung der Böden und zur Verschmutzung der Ozeane. Das alles hat dazu geführt, dass in Europa 60 Prozent aller Wirbeltiere und Insekten verschwunden und Tausende von Arten vom Aussterben bedroht sind.

Es droht ein globaler Kollaps der Biodiversität, der Organismen und Netzwerke zerreißt und beschädigt, die zum Teil nich auf ihre Entdeckung warten. Das letzte Mal, als so viel Kohlendioxid in der Atmosphäre war wie heute, war vor drei Millionen Jahren. Damals war die Arktis eisfrei und die Meeresspiegel zwischen zehn und zwanzig Meter höher. Die Sommer waren acht Grad wärmer als heute und es regnete drei Mal so viel wie in der Gegenwart. Quelle: „Das große Welttheater“ von Philipp Blom

Von Hans Klumbies