Disruption kommt in allen Bereichen des Lebens vor

Die Disruption ist überall. Sie ist das übergeordnete Geschehen der Gegenwart. Sie kommt in allen Bereichen des Lebens vor. Andreas Barthelmess nennt Beispiele: „Politik und Gesellschaft, Freundschaft und Liebe, Kunst und Ernährung, Sport und Gesundheit, Partnerschaft und Sex.“ Alle diese Bereiche lassen sich unter einem weit verstandenen Begriff von „Kultur“ fassen. Kultur ist, was die Menschen aus dem machen, was ihnen unausweichlich vorgegeben ist. Aber was ist vorgegeben? Der Vorschlag von Andreas Barthelmess lautet: der technologische Fortschritt. Er treibt die Menschen an. Wie genau der technische Fortschritt in die Welt kommt, weiß man nicht. Wohl aber weiß man, welche Eigendynamik er entfaltet, sobald er in Form einer Erfindung oder Entdeckung einmal da ist. Andreas Barthelmess ist Ökonom, Start-up-Unternehmer und Publizist.

Die Globalisierung existiert schon seit Jahrtausenden

Die Globalisierung existiert schon wesentlich früher als der Begriff es vermuten lässt. Denn Globalisierung ist ja nichts anderes al die wachsende Vernetzung über eine zunehmende geografische Distanz hinweg. Als gradueller, kontinuierlicher Prozess verläuft sie parallel zum technischen Fortschritt. Zugleich unterstützt sie ihn bei seiner Verbreitung. Zum Beispiel hat das Rad auch deshalb eine so zentrale Rolle gespielt, weil es weitere Innovationen angestoßen und ermöglicht hat: den Straßenbau etwa, der wiederum verstärkten Handel bringt.

Der Beginn der Globalisierung wird in der Regel in der frühen Neuzeit angesetzt. Im Jahr 1488 entdeckten die Portugiesen am Kap der Guten Hoffnung den Seeweg nach Indien, 1492 erreichte Kolumbus Amerika. Damit beginnt das Zeitalter des globalen Überseehandels und der kolonialen Ausbeutung. Tatsächlich jedoch findet Globalisierung schon seit Jahrtausenden statt. Alexander der Große bringt die griechische Kultur nach Indien. Die Römer bauen das erste Straßennetz, das die gesamte ihnen bekannte Welt umspannt.

In der Neuzeit beschleunigt sich die Globalisierung

Infrastruktur schafft Mobilität, vernetzt und entgrenzt. Schon in der Antike bezog China über die Seidenstraße römisches Glas, Rom importierte chinesische Seide. Was heißt das für den Menschen? Andreas Barthelmess antwortet: „In dem Maße, wie die Welt kleiner wird, wächst sein Bezugssystem. Also der soziale, kulturelle, ökonomische und politische Bezugsrahmen.“ Im Zuge des technischen Fortschritts erweitern sich also diese menschlichen Referenzsysteme.

Dennoch wird die globale Dimension der Globalisierung erst in der Neuzeit so richtig sichtbar. Das hat vor allem mit der Beschleunigung zu tun. Wenn distanzverkürzende Medien wie Rad und Straße die Überwindung des Raumes bewirken, dann schlägt sich dieses Schrumpfen des Raumes als Beschleunigung auf der Zeitachse nieder. Die Menschheit schreitet also immer schneller voran. Anfangs sieht das stetig linear aus, tatsächlich befindet sich die Menschheit in einer exponentiellen Funktion. Der technische Fortschritt geht dabei durch die Decke. Quelle: „Die große Zerstörung“ von Andreas Barthelmess

Von Hans Klumbies