Die Europäische Union hat das Jahr 2012 zum Europäischen Jahr des „Active Aging“ ausgerufen. Es soll den Zusammenhalt zwischen den Generationen fördern und das Bewusstsein für den demographischen Wandel in der Gesellschaft stärken. Denn überall in Europa herrscht dasselbe Problem: Die Zahl der Menschen, die über 65 Jahre alt sind, wird sich im Verhältnis zu der Zahl der Menschen, die einer Erwerbstätigkeit nachgehen bis zum Jahr 2060 verdoppeln. Ein großer Vorteil für eine Volkswirtschaft wäre dabei, wenn die Menschen gesund und in einem mäßigen Tempo altern würden. Für Martin Reincke, Hormonexperte an der Universität München, ist es eine Illusion zu glauben, dass so ein Traum leicht in Erfüllung gehen könnte. Er erklärt: „Es gibt keine Pille, die den Alterungsprozess nachgewiesenermaßen verlangsamt.“
Leichtes Übergewicht kann den Tod am ehesten hinauszögern
Auch wenn viele Experten der so genannten Anti-Aging-Branche das Gegenteil behaupten, gilt laut Martin Reinecke doch folgendes: „Ob Sexualhormone, Wachstumshormone, Schilddrüsenhormone oder Melatonin – sie sind alle wenig hilfreich und haben noch dazu gravierende Nebenwirkungen.“ Eins kann der Hormonexperte allerdings guten Gewissens empfehlen: „Wer gesund altern will, sollte zwar nicht übergewichtig sein, aber auch nicht zu dünn.“ Daten von Lebensversicherungen belegen zudem, dass leichtes Übergewicht den Tod am ehesten hinausschieben kann.
Martin Reincke kennt noch eine weitere Strategie des Better-Agings. Die Pflege sozialer Kontakte, die für ein soziales Wohlgefühl sorgen, sei ein ganz wesentlicher Faktor für ein gesundes Altern. Der Glücksforscher Ruut Veenhoven von der Universität Rotterdam hat herausgefunden, dass ein erfülltes, zufriedenes Leben nicht nur die Lebenserwartung erhöht, sondern auch vor Krankheiten schützt. Das Geheimnis eines frischen und gesunden Aussehens liegt auch in einer Grundeinstellung, die dem Leben gegenüber generell positiv aufgeschlossen ist.
Ohne Bewegung verläuft der Alterungsprozess schneller
Positive Energie bekommt der Mensch auch, wenn er sich sportlich betätigt. Der Sportwissenschaftler Dietmar Lüchtenberg von der Universität Konstanz sagt: „Wer sich nicht bewegt, wird früher alt.“ Laut Dietmar Lüchtenberg verliert ein Mensch, der nicht trainiert, schon vor seinem 30. Geburtstag an Schnelligkeit, Kraft und Ausdauer. Der Präsident des Max-Rubner-Instituts für Ernährung, Gerhard Rechkemmer, empfiehlt zudem älteren Menschen Vitamin D als Nahrungsmittelzusatz einzunehmen. Denn die Haut älterer Menschen bildet oft selbst nicht mehr ausreichend Vitamin D, das Knochen und Herz in Schwung hält.
Für einen fitten Geist empfiehlt der Ernährungsexperte Gerhard Rechkemmer Omega-3-Fettsäuren. Er sagt: „Es gibt Hinweise, dass diese dem Gehirn tatsächlich beim Denken helfen.“ Der Alzheimerforscher Hans Förstl von der Technischen Universität München hat herausgefunden, dass Menschen später von einer Demenz betroffen sind als andere, wenn sie zum Beispiel Fremdsprachen lernen, Denksportaufgaben lösen und soziale Kontakte pflegen. Eine Garantie dafür, dass diese Tätigkeiten Alzheimer verhindern können, gibt es allerdings nicht.
Von Hans Klumbies