Eltern sollten unbedingt mit ihren Kinder spielen

Die Aufmerksamkeit ist eine unerlässliche Voraussetzung für die Bildung von Erinnerungen. Die Aufmerksamkeit und das Gedächtnis können nicht ohne einander auskommen. Dieses Grundprinzip gilt auch für Dinge, die man zwar sieht oder sonst irgendwie wahrnimmt, denen man aber keine Aufmerksamkeit schenkt. Aufmerksamkeit allein bedeutet aber nicht unbedingt, dass eine Erinnerung entstehen wird. Julia Shaw ergänzt: „Und wenn wir über die Aufmerksamkeit von Babys sprechen, meinen wir häufig nur eines – wie lange ein Baby etwas anschaut; Forscher nennen das den aufmerksamen Blick.“ Wie man aus seinem eigenen Leben weiß, garantiert die Tatsache, dass man etwas eine Zeit lang anschaut, keineswegs, dass man ihm seine volle Aufmerksamkeit widmet. Man muss auch innerlich auf die Informationen fokussiert sein, die man encodieren und sich merken will. Die Rechtspsychologin Julia Shaw lehrt und forscht an der London South Bank University.

Medien haben keinen positiven Einfluss auf die Entwicklung eines Kindes

Zugleich muss man Muster erkennen und in der Lage sein, all die übrige, unwichtige Information herauszufiltern, die man gleichzeitig aufnimmt. Für Kleinkinder, besonders für Säuglinge, ist das eine Aufgabe, die sie unmöglich erfüllen können. Forscher haben herausgefunden, dass die unmittelbare Präsentation von Sprache und Aufgaben erwiesenermaßen weitaus effektiver für die Entwicklung des Gedächtnisses von Babys ist als jegliche Art von Mediensimulation. Im Allgemeinen stellte man bei genauerem Hinsehen fest, dass es einen positiven Einfluss der Medien auf die Entwicklung von Babys nicht gibt.

Eine umfangreiche Studie über die Medienindustrie weist sogar auf negative Folgen hin: Es ist für die Entwicklung der Sprache ausgesprochen schädlich, wenn man Babys fernsehen lässt. So hat die amerikanische Akademie für Kinderärzte zum Beispiel klar und deutlich erklärt, dass Kinder unter zwei Jahren überhaupt keine Zeit vor einem Bildschirm verbringen sollten, das heißt: keine iPads, iPhones, Laptops oder Fernsehgeräte für sie. Stattdessen sollten die Eltern mit den Kindern spielen, persönlich mit ihnen interagieren, wenn sie ihnen die bestmögliche Entwicklungshilfe geben möchten.

Die Aufmerksamkeit konzentriert sich nur auf wichtige Informationen

Die Aufmerksamkeit besteht in der Auswahl einiger Informationen zur weiteren Verarbeitung und der gleichzeitigen Hemmung anderer Information. Julia Shaw erklärt: „Wenn Sie einer Sache Aufmerksamkeit schenken, müssen Sie gleichzeitig blind für den allergrößten Teil der Informationen sein, die Sie sowohl aus der Außen- als auch aus Ihrer Innenwelt erhalten. Es ist ihr zuverlässiger Filter, der Ihnen ermöglicht, das ständige Geschnatter Ihrer Sinne und Gedanken auszusieben.“ Die Fähigkeit, aufmerksam zu sein, funktioniert anscheinend so, dass man nur eine kleine Menge von Information wahrnimmt, damit man die Chance hat, sie auch zu verarbeiten und sie in bestimmten Situationen in der Zukunft abrufen kann.

Das Gedächtnis speist etwas in die Aufmerksamkeit ein, um ihr – auf der Grundlage früherer Erfahrungen – zu sagen, was „wichtige“ Information ist, und die Aufmerksamkeit speist etwas ins Gedächtnis ein, um die inneren Repräsentationen der Welt auf den neuesten Stand zu bringen. Zwar sind sich nicht alle Wissenschaftler darüber einig, wie genau dieser Prozess in bleibende Erinnerungen mündet oder auch nicht, aber alle stimmen darin überein, dass Schlaf ein Zustand ist, in dem niemand aufmerksam ist. Quelle: „Das trügerische Gedächtnis“ von Julia Shaw

Von Hans Klumbies