Die Europäische Union erwägt das Verbot von Plastikbeuteln

Das afrikanische Land Ruanda hat seit dem Jahr 2005 als einer der ersten Staaten Plastiktüten schrittweise verboten. Denn diese hatten Abflüsse verstopft und die Städte zugemüllt. Die Regierung entschied sich deshalb, den Plastikbeuteln den Kampf anzusagen. Jedes Jahr verbrauchen die Menschen weltweit im Durchschnitt rund 500 Milliarden Plastiktüten. Jeder Deutsche verwendet durchschnittlich jährlich 64 dünne Tüten aus Plastik, die er nur einmal benutzt und anschließend wegwirft. Nur sieben Beutel werden mehrfach genutzt. Auf diese Art und Weise produzieren die Deutschen viel Plastikmüll und verbrauchen wertvolle Rohstoffe. Allein in Deutschland benötigt man 260 Millionen Liter Erdöl für die Produktion der Plastiktüten. Der Umweltkommissar der Europäischen Union (EU), Janez Potocnik, sagt: „Sie sind ein Symbol unserer Wegwerfgesellschaft.“ Daher hat er den Vorschlag gemacht, dass die Regierungen der EU-Länder in Zukunft Plastikbeutel gesetzlich verbieten dürfen.  

Besonders viele Plastiktüten werden in Portugal und in Osteuropa verbraucht

Das Europaparlament und die nationalen Regierungen müssen dem Vorschlag allerdings noch zustimmen. Außerdem sollen die Regierungen laut Janez Potocnik dafür sorgen, dass besonders die ganz dünnen Plastiktüten, die weniger als 0,05 Millimeter stark sind, seltener benutzt werden. Als gutes Beispiel dafür gilt Irland. Dort ist seit mehr als einem Jahrzehnt eine Gebühr von 15 Cent pro Plastiktüte Gesetz. Inzwischen ist sie sogar auf 22 Cent gestiegen. Die Iren verbrauchten innerhalb weniger Monate rund 90 Prozent weniger der dünnen Plastiksäckchen.

Besonders viele Plastiktüten werden in Portugal und in den osteuropäischen Ländern wie Ungarn, Lettland, Estland, Litauen, Polen und der Slowakei verbraucht. In Polen und Zypern gibt es zum Beispiel keinerlei gesetzliche Reglungen, die den Verbrauch von Plastiktüten einschränken könnten. Die Finnen dagegen benutzen pro Jahr nut vier Wegwerf-Plastikbeutel. In Deutschland packte das Kaufhaus Horten in Neuss seinen Kunden im Jahr 1961 als erstes die Einkäufe in Plastiktüten.

Die Zersetzung von Plastik dauert Hunderte von Jahren

Der Plastikmüll verursacht nicht nur hohe finanzielle Kosten, sondern schädigt auch die Umwelt. Je nach Schätzung, wird eine Plastiktüte schon nach zwölf bis fünfundzwanzig Minuten wieder entsorgt. Bis sich das Material zersetzt, dauert es Hunderte von Jahren. In den Ozeanen treiben inzwischen riesige Inseln aus Plastikmüll, die von den Strömungen zusammengetrieben worden sind. Fische, Vögel und Schildkröten fressen davon oder verfangen sich darin und gehen anschließend elendig zu Grunde.

Die Plastikbeutel sind dabei nur ein Problem. Laut „Grünbuch“ der EU-Kommission wird die Menge des Plastikmülls in Europa zwischen den Jahren 2008 und 2015 um etwa 23 Prozent ansteigen. Das macht dann eine Gesamtmenge von 5,7 Millionen Tonnen aus, vor allem aufgrund der Verpackungsbranche. Allein zwischen den Jahren 2000 und 2010 ist soviel Plastik produziert worden wie im gesamten 20. Jahrhundert. In Europa sind zudem inzwischen knapp 1,5 Millionen Menschen in der Plastikbranche tätig, die einen Umsatz von 300 Milliarden Euro im Jahr erwirtschaften. Quelle: Süddeutsche Zeitung

Von Hans Klumbies