Die Leidenschaft des Denkens hat der Philosoph Martin Heidegger in den Mittelpunkt seines Lebens gesetzt. Er führte ein Zwiegespräch mit den großen Denkern der Philosophie, von Platon bis Friedrich Nietzsche. Er wollte aufdecken und denkend erfassen, worum es den großen Philosophen ging, was sie im Innersten bewegte. Es ging ihm um die Deutung des Seienden im Ganzen, von Platons Entwurf des wahrhaft Seienden als Idee bis hin zu Friedrich Nietzsches Versuch der Umkehr des Platonismus bei seiner Deutung des Seienden als Wille zur Macht.
Der Grund der Metaphysik ist die Wahrheit des Seins
Martin Heidegger orientiert sich an dem, was in der Metaphysik geschieht. Er deutet in ihr einen waltenden Sinn, der aber von der Metaphysik selbst nicht erfasst werden kann. Er betrachtet deren Grund aber als die Wahrheit des Seins. In seinem berühmten Werk „Sein und Zeit“ ging es Martin Heidegger darum, die Frage nach dem Sein sichtbar zu machen. Der Philosoph will sichtbar machen, dass der Ansatz von einem isolierten Subjekt grundsätzlich verfehlt sei.
Für Martin Heidegger ist der Mensch offen zu dem Seienden seiner Umwelt, da er in ihr lebt und mit ihr vertraut ist, genauso wie er seinen Mitmenschen verbunden ist, ohne die er nicht existieren könnte. Sein so gedachtes Dasein ist ein „In-der-Welt-sein“. Der Mensch bildet sich, indem er existiert, eine Welt, ein Netz von Bezügen, durch das er mit den Dingen der Umwelt kommuniziert.
Der Mensch kann sich entweder selbst finden oder verloren gehen
Martin Heidegger geht davon aus, dass es zum Wesen der menschlichen Existenz gehört, sich zu verwirklichen. Der Mensch ist nicht, sobald er geboren ist, auf einen Sinn festgelegt, er muss ihn sich erarbeiten. Martin Heidegger postuliert, der Mensch existiere nicht einfach, sondern er habe zu sein und für sein Leben die Eigenverantwortung zu übernehmen.
Die Verwirklichung der eigenen Existenz könne allerdings auf zwei Arten geschehen, der Mensch kann sich entweder selbst finden oder sich selbst verlieren. Denn der Mensch hat immer die Möglichkeit zu wählen, sowohl zum Guten als auch zum Schlechten.
Der Weg des Denkens ist wichtiger als sein Inhalt
Für Martin Heidegger ist das Denken so etwas wie die Eröffnung eines Weges, wohin auch immer er führen möge. Heute würde man sagen, denken hilft. Martin Heidegger ist der Ansicht, dass wenn ein Mensch über eine Angelegenheit nachdenkt, sich das Denken während des Denkvorgangs wandeln kann. Darum ist es für ihn wichtiger auf den Weg zu achten, den das Denken beschreitet, als auf den Inhalt des Gedachten.
Martin Heidegger drückt das wie folgt aus: „Wenn das Denken, von einer Sache angesprochen, dieser nachgeht, kann es ihm geschehen, dass es sich unterwegs wandelt. Darum ist es ratsam, im folgendem auf den Weg zu achten, weniger auf den Inhalt. Beim Inhalt recht zu verweilen, verwehrt uns schon der Fortgang des Vortrages“. Martin Heidegger will nicht sagen, dass Ziel und Weg eine Einheit bilden, sondern dass der Weg Priorität habe.
Martin Heidegger: „Was heißt Sein?“
Martin Heidegger suchte den Weg, um die Frage nach dem Horizont zu stellen, innerhalb dessen sich die Frage nach dem Sein auftut. Den Horizont setzte er mit der Zeit gleich. Er stellte aber fest, dass diese Fragestellung zu keiner Lösung führt. Martin Heidegger machte deshalb eine Kehrtwendung und stellte die Frage: „Was heißt Sein?“ Er versucht in immer neuen Ansätzen das Sein zur Sprache zu bringen. Er fasst es zusammen in einem Quartett von Erde und Himmel, dem Göttlichen und dem Sterblichen.
An anderer Stelle untersucht Martin Heidegger seine Zeit als Epoche der Herrschaft der Technik. Er sieht in der Technik eine von der Metaphysik geprägte Beziehung des Menschen zum Seienden. Dabei ist das Entscheidende, dass der Mensch Herr werde über das Seiende. Für Martin Heidegger steht die Technik nicht im Widerspruch zur Metaphysik, sondern ist vielmehr die Form der Realisierung der neuzeitlichen Metaphysik an ihrem Ende.
Kurzbiographie: Martin Heidegger
Martin Heidegger wurde am 26. September 1889 in Meßkirch geboren. Nach einem Theologiestudium wechselte er zur Philosophie und promovierte mit der Dissertation „Die Lehre vom Urteil im Psychologismus“. 1916 habilitierte er sich mit der Schrift „Die Kategorien- und Bedeutungslehre des Duns Scotus“. 1928 wurde Martin Heidegger der Nachfolger Edmund Husserls als Professor an der Universität in Freiburg. Der große Philosoph starb am 26. Mai 1976 in Freiburg im Breisgau.
Von Hans Klumbies