Aristoteles entwickelt die Idee der Eudaimonia

Die Vorstellung, dass Menschen sich entfalten und wachsen wollen, geht zurück auf philosophische Vorstellungen aus der griechischen Antike. Michaela Brohm-Badry erläutert: „Aristoteles war es, der die Vorstellung eines guten Lebens mit denen der menschlichen Entwicklung verband.“ Seine Idee der Eudaimonia meint einen guten Geist, der die Glückseligkeit bringt. Ziel des menschlichen Strebens ist, so Aristoteles, das gelingende oder gute Leben. Dieses hat Werte und Ziele – von ihm als „Tugenden“ bezeichnet. Dem zugrunde liegt ein Wachstumsmotiv, welches im Menschen darauf drängt, seine Fähigkeiten zu vervollkommnen und ein im Großen und Ganzen gutes Leben zu führen. Aristoteles lehrte, dass eine Neigung in allen menschlichen Systemen besteht, das Gute des Menschseins aktiv anzustreben und zu erreichen. Prof. Dr. Michaela Brohm-Badry ist Professorin für Lernforschung. Sie war langjährige Dekanin des Fachbereichs Erziehungs- und Bildungswissenschaften, Philosophie und Psychologie an der Universität Trier.

Das seelische Glück gilt als das höchste Gut

Eudaimonisches Wachstum wird so erreicht – der gute Geist der Glückseligkeit lebendig. Alle Menschen streben also danach, das Gute in sich zur vollen Entfaltung zu bringen. Diese Idee fasste man in der Folgezeit oft neu. Der Kern aber, das Streben nach Weisheit und psychosozialer Reife, blieb durch die Jahrtausende als Idee eudaimonischen Wachstums des Menschen bestehen. Es geht hier um die humanistische Entwicklung des Menschen, wobei der Schwerpunkt auf Kultivierung von Qualitäten wie Weisheit, Tugend, Liebe und nicht-egoistischer Sinnhaftigkeit liegt.

Michaela Brohm-Badry betont: „Diese angestrebten Werte tragen auch aus heutiger positiv-psychologischer Perspektive direkt zum Wohlbefinden fest. Geben sie doch Ordnung und innere Gelassenheit.“ Alles anderen Intentionen kommen eher dem nahe, was Aristoteles als sekundäre Güter – Ziele wie etwa Reichtum, Ehre, Schönheit – bezeichnet. Sie sind nur Mittel zum Zweck, in der Hoffnung, Glück zu erlangen. Das seelische Glück – Eudaimonia – jedoch galt Aristoteles als höchstes Gut, da es um seiner selbst willen erstrebt wird.

Vier Elemente erzeugen ein eudaimonisches Leben

Der gute Geist entschleunigt vom Selbsterhaltungskampf und Fremdansprüchen, schenkt Selbststeuerung und Wohlbefinden. Zweitausend Jahre nach Aristoteles bleiben Forscher auf dieser Spur und teilen die menschlichen Bedürfnisse in intrinsische – von innen kommend – und extrinsische – von außen erzeugt – ein. Sie empfehlen den inneren Bedürfnissen zu folgen, was sehr viel glücklicher macht, als sich auf die Erfüllung der äußeren zu fokussieren. Auch gegenwärtig forscht man an aktuellen Eudaimonie-Elementen.

Die renommierte Eudaimonie-Forscherin Veronika Huta schreibt 2016, dass vier Elemente notwendig seien, um heutzutage von einem eudaimonischen Leben zu sprechen. Bei allen vier Elementen gehe es darum, danach zu streben, dass zu tun, was wirklich, objektiv und von Natur aus gut, richtig und sinnvoll ist, auch wenn es schwierig sei. Nämlich authentisch sein, nach Sinn suchen, nach Exzellenz streben und wachsen. Michaela Brohm-Badry erklärt: „Authentisch sein – was bedeutet, das eigene wahre Selbst und die eigenen Werte zu klären und in Übereinstimmung damit zu handeln.“ Quelle: „Aufbrechen“ von Michaela Brohm-Badry

Von Hans Klumbies

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